Als Flora Tristan, das uneheliche Kind eines peruanischen Offiziers und einer Französin, im April 1844 um vier Uhr morgens erwacht, da schlägt sie die Augen auf und sagt zu sich, zum ersten Mal: "Heute fängst du an, die Welt zu verändern." Dann bricht sie auf, um in Südfrankreich die entrechteten Arbeiter und Frauen wachzurütteln. Krank ist sie da und 41 Jahre bereits, aber ihr Wille zu Revolution und Utopie ist ungebrochen. Rund 50 Jahre später verlässt ihr Enkel, der symbolistische Maler Paul Gauguin, Frau und Kinder und macht sich in Richtung Südsee auf, um dort ein neues Leben zu beginnen. Seine Großmutter hat er nie kennen gelernt. Aber ihre Energie scheint er dennoch geerbt zu haben, ebenso wie ihren Hang nach Veränderung. Seinem Charakter nach hat der jähzornige, egoistische und unstete Maler mit der Arbeiter- und Frauenrechtlerin Flora Tristan kaum etwas gemein. Wie diese allerdings sucht er nach einem Paradies, in dem die Menschen glücklich werden können. Nur: Ist die Insel der Glückseligkeit sozial (im gerechten Miteinander) oder exotisch (in der Ferne) zu verorten? In seinem neuen Buch Das Paradies ist anderswo hat der peruanische Autor Mario Vargas Llosa (Das Fest des Ziegenbocks) diese Fragen gestellt. Er hat die Lebenswege zweier unterschiedlicher Menschen miteinander konfrontiert, Verwandtschaften und Unterschiede aufgespürt -- und beide Erzählstränge wieder einmal zu einem fulminant erzählten Roman verknüpft. Ein großes Buch über die biografische Zerstörung aller Illusionen, die den urmenschlichen Traum nach dem Paradies trotzdem niemals auszulöschen vermag. --Thomas Köster Quelle:
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