Welcher Werkstoff ist genauso reißfest wie Stahl und gleichzeitig 20mal so dehnbar wie Nylon? Spinnenseide! Welcher Klebstoff übertrifft den stärksten Epoxidharz-Kleber um das Zehnfache, funktioniert auch unter Wasser und ist darüber hinaus biologisch abbaubar? Die Byssusfäden der Miesmuscheln! Naturmaterialien wirken angesichts dessen, was wir technisch herstellen können, nicht selten phantastisch. Kein Wunder: Schließlich hatte die Evolution bis heute einige hundert Millionen Jahre Zeit, ihre Strategien und Materialien zu optimieren. Schon immer hat die Wissenschaft bei der Natur "abgeguckt" -- die ersten Flugzeuge waren nachgebildete Vögel. Doch erst als J.E. Steele Ende der fünfziger Jahre den Begriff "Bionik" prägte -- zusammengesetzt aus den Wörtern "Biologie" und "Technik" --, bekam das Lernen von der Natur für die Technik einen Namen. Inzwischen wird bionische Forschung (auch in Deutschland) verstärkt betrieben und gefördert, weil man sich davon eine naturgemäßere Technik verspricht. Die Texte in diesem Buch basieren auf einer 1995 an der Fachhochschule Hamburg gehaltenen Ringvorlesung und geben einen Überblick über die verschiedenen Facetten, Disziplinen und Anwendungsmöglichkeiten der Bionik. Die Bandbreite ist groß: von erkenntnistheoretischen, philosophischen Fragen (Was können und sollten wir von der Natur lernen?), über Übertragungsmethoden (Wie lassen sich natürliche Funktionsweisen und Formen technisch verwenden und umsetzen?) bis zu konkreten Anwendungsbeispielen (aerodynamische Eigenschaften von Pinguinen für den Fahrzeugbau, Straußeneier als Wasserspeicher und -verpackung, die Haut der Leguane als Vorbild für die Außenhüllen moderner Solarhäuser usw.). Dieses Buch versammelt konkrete Beispiele aus den verschiedenen Teilgebieten der Bionik, und zwar detailliert beschrieben und durch zahlreiche Skizzen und Fotos illustriert. Wer über den aktuellen Stand in der Bionik informiert sein möchte, sollte sich diesen Band ansehen. Zwar ist nicht jedes wissenschaftliche Detail auch für Laien verständlich, aber für den größten Teil dieses spannenden Buches braucht man keine Spezialkenntnisse. Und denjenigen, die sich noch tiefere Einblicke in einzelne Gebiete wünschen, bieten die ausführlichen Literaturhinweise einen idealen Ausgangspunkt. --Gabi Neumayer Quelle:
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