Kennt die Journalistin Asli Sevindim die Journalistin Hatice Akyün? Die Frage darf doch wohl erlaubt sein, entstammen doch beide anatolischen Familien, die sich Anfang der 70er-Jahre in Duisburg niederließen. In beiden Chaotenfamilien sind die „Herrschaftsverhältnisse“ klar, eine deutsch radebrechende Mutter schwingt den Kochlöffel, respektive das Familienzepter, während der Vater als brummelnder Ruhepol auf dem Sofa residiert und die Kids dem westlichen Lifestyle frönen. Hatice Akyün betitelt ihr deutsch-türkisches Tagebuch Einmal Hans mit scharfer Soße, nach dem deutschen Wunschheirats-Hansl (den sie noch sucht). Die 33-jährige Asli hat ihn bereits gefunden und zieht nun auch im Buchtitel kulinarisch nach. Eine heimliche literarische Duisburg-Connection? Gut, wenns der Sache dient! Diese „Sache“ könnte lauten: Nicht in allen muslimischen Familien geht es hierzulande so multikulti, ja fast schon laizistisch zu. Bilder von ermordeten jungen Frauen, die von den eigenen Angehörigen förmlich hingerichtet wurden, nur weil sie es wagten, den Kandidaten ihrer Wahl zu heiraten, drängen sich in das muntere Familientohuwabohu. Weder bei Frau Sevindim noch bei Frau Akyün findet diese Problematik nennenswerte Erwähnung -- und doch könnten beide, bei aller Leichtgewichtigkeit, einen wichtigen Beitrag dazu leisten, ihren türkischen Schwestern den Weg zur längst fälligen Emanzipation zu ebnen. Ein Aspekt, der den Einfluss ihrer Bücher fast schon wieder gewichtig erscheinen lässt! Asli Sevindim führt uns durch den üblich lustigen Kulturkampf. Deutscher Schweinebauch kämpft da gegen Kebab, türkische Discos gegen bajuwarische Trampelbuden, anatolisch feurige Jungs werden intellektuellen deutschen Sabbeltaschen gegenübergestellt. Auch hier arbeitet das Scherzniveau beider Bücher eng zusammen. Heißen die steifleinenen Deutschen in Akyüns Familie „Hans und Helga“, so kennt man sie bei den Sevindims als „Kartoffeln“, Inbegriff der Blässe und Fadheit. Nach Art eines Jungmädchen-Tagebuchs -- ähnlich entzückend ist auch die Aufmachung des Büchleins mit seinen putzigen Karikaturen -- werden wir mit viel lautmalerischem Gequieke in den türkisch-deutschen Alltag eingeführt und schließlich zum „Candlelight Döner“ gebeten. Aber bitte, immer light! Dies alles ist amüsant, allein die oben genannten Gründe könnten schwerer wiegen. -–Ravi Unger Quelle:
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