Rebeka Lange, geborene Rosen, ist 60 Jahre und hat keinen Vater. Im Grunde hat sie nie einen gehabt. Denn Robert Rosen ist am Tag ihrer Geburt, am 31. Januar 1943, in Russland gefallen. Rebeka ist eine von Millionen deutschen Soldatenkindern, fĂŒr die der Vater nicht mehr als eine fast unwirkliche ErzĂ€hlung der Mutter war. In Vaterland ohne VĂ€ter macht sich Rebeka auf die Suche nach den letzten Wochen des Vaters im Soldatenmantel. Sie lĂ€sst die Zeit von seiner Jugend in OstpreuĂen bis an die Front an Hand von Tagebucheintragungen und Briefen lebendig werden. Am Ende steht die versöhnliche Gewissheit, dass die Menschlichkeit in den SchĂŒtzengrĂ€ben des 2. Weltkriegs keineswegs ermordet worden ist, sondern als Phoenix aus der Asche der Schlachten auferstand. âIch suchte Mörder und fand Menschenâ, schreibt Rebeka am Ende des Romans in die Todesanzeige zur Erinnerung an ihren Vater. Das deckt sich mit den Botschaften echter In-Memoriam-Anzeigen aus dem Jahr 2003, die Arno Surminski seinem Buch in einem Anhang mitgegeben hat. In seinem beeindruckenden Antikriegs-Epos spannt Surminski den Bogen von den 40er Jahren zurĂŒck bis zu den Napoleonischen Kriegen und dem Marsch des französischen Feldherrn gen Moskau 1812, der ebenfalls im blutigen Debakel endete -- ein naheliegender Gedanke, der in Vaterland ohne VĂ€ter aber mit logischer Konsequenz und erzĂ€hlerisch schlĂŒssig entwickelt wird. âAlle Kriege sind miteinander verwandt. Einer zieht den anderen nach sich wie eine Krankheitâ, heiĂt es an einer Stelle des Romans. Eindringlicher als in Vaterland ohne VĂ€ter hat diese Erkenntnis schon lange kein deutscher Roman mehr illustriert. --Stefan Kellerer Quelle:
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