Ein wahrer Held ist nicht, wer unbeirrbar von Sieg zu Sieg eilt. Sondern, wer tief fällt und sich dennoch wieder nach oben kämpft. Insofern hätte man Hermann Maiers Karriere nicht dramaturgisch geschickter inszenieren können: Als er seine Gegner nach Belieben dominiert und der Mythos der Unbesiegbarkeit sich verfestigt, beendet ein falsch abbiegender deutscher Rentner alle Träume. Der Skisuperstar verliert fast sein rechtes Bein, sein Leben steht sogar einige Tage auf dem Spiel. Aber bereits auf der Intensivstation zeigt Hermann Maier die Willensstärke, die ihn groß machte, und denkt an sein Comeback. Das Rennen meines Lebens ist ein spannender Bericht in Tagebuchform, der am Tag des Motorradunfalls einsetzt und die langen Monate beschreibt, in denen Maier mit seinem Körper und seinen Hoffnungen kämpft. Er, der wie auf Schienen, fast maschinenartig, die steilsten und eisigsten Hänge hinunterschoss, muss nun das Gehen wieder lernen. Das Buch, das er zusammen mit dem Sportjournalisten Knut Okresek verfasste, ist erstaunlich intim gehalten und zeigt eindrücklich den Menschen hinter dem Herminator, mit all seinen Ängsten, Schmerzen, Phasen der Verzweiflung, aber auch einem robustem Humor, der ihn ebenso auszeichnet. Erzählt wird hier aber nicht nur von einem unglaublichen Comeback, das vielleicht nur von dem Lance Armstrongs in den Schatten gestellt wird. In Rückblenden und eingeschobenen Artikeln werden weitere Stationen dieser Rennläuferkarriere beleuchtet, von den Anfängen als Kind bis zu seinem “Jahrhundertsturz” auf der Olympia-Abfahrt in Nagano. Einige Interviews mit Maier sind hier ebenso zu finden wie ein stichwortartiges Renntagebuch mit allen Starts seit 1995 und Trainigstipps von “Herminator-Fitmacher” Heinrich Bergmüller. Überzeugen kann diese ungewöhnliche Sportler-Autobiografie nicht nur textlich. Auch optisch ist hier jede Menge geboten: sehr viele in den Text eingestreute Schwarzweißfotos und vier Fotostrecken mit Farbaufnahmen auf Glanzpapier. Sogar einen nackten Herminatorhintern gibt es zu sehen: während der Dreharbeiten zum Iglo-Werbespot, beim Sprung in einen 15 Grad kalten Bergsee. --Christian Stahl Quelle:
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