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War der Kaiser an allem schuld?: Wilhelm II. und die preussisch-deutschen Machteliten

War der Kaiser an allem schuld?: Wilhelm II. und die preussisch-deutschen Machteliten
Autor: Wolfgang J. Mommsen
Verlag: PropylÀen Verlag
Gebundene Ausgabe
Auflage:
Seiten: 296
ISBN-10: 3-549-07169-8
ISBN-13: 978-3-549-07169-4
ISBN: 3549071698
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Bellende Hunde sollen ja bekanntlich nicht beißen. Und so kommt es, dass der letzte preußisch-deutsche Kaiser trotz oder gerade wegen seines martialischen Auftretens als harmloser Maulheld in die Geschichte einging, der seine gefĂ€hrlichste Waffe unter der Nase trug. Erst der deutsch-britische Historiker John C.G. Röhl rĂ€umte mit dem Hansdampf-Image auf und stilisierte den letzten Hohenzollern zur politisch unheilvollsten SchlĂŒsselfigur auf dem Weg von Bismarck zu Hitler. Doch kaum ist die DruckerschwĂ€rze im zweiten Band seiner lĂ€ngst noch nicht abgeschlossenen grandiosen Biografie Wilhelm II. Der Aufbau der Persönlichen Monarchie trocken, meldet sich schon Widerspruch.

War der Kaiser an allem schuld? Wilhelm II. und die preußisch-deutschen Machteliten lautet der Titel einer knappen, aber brillanten Studie, in der Wolfgang J. Mommsen -- vielleicht etwas vorschnell -- Paroli bietet. In einem genauso ĂŒberzeugenden PlĂ€doyer fĂŒr den historiografischen Status quo ante degradiert der emeritierte Leiter des Deutschen Historischen Instituts in London den ewig pubertierenden Operettenkaiser, der auf dem diplomatischen Parkett kein FettnĂ€pfchen ausließ, wieder zum politischen Leichtgewicht und zum "Guillaume le timide", als der er den Franzosen stets galt. Er zeigt, wie BĂŒrgerliche und Konservative aus Furcht vor sozialen UmwĂ€lzungen krampfhaft an dem Monarchen festhielten, der trotz der Arroganz eines Herrschers von Gottes Gnaden ungeheure PopularitĂ€t genoss.

In seiner Abrechnung mit dem antiquierten Beamten-Herrschaftssystem des Kaiserreiches, dass sich zuletzt selbst ad absurdum fĂŒhrte, macht Mommsen Wilhelm II. zur Marionette einer Hofkamarilla aus adeligen Kanzlern und Ministern, die sich bei ihren Entscheidungen gerne hinter dem Monarchen versteckten, nicht ohne ihn wegen seiner Sprunghaftigkeit und AmtsuntĂŒchtigkeit an unsichtbaren FĂ€den unter Kuratel zu halten. Selbst mit dem Soldatenkönig ist es nach Ansicht des Autors nicht weit her. Er sieht vielmehr den im Verlauf des Ersten Weltkrieges zunehmend depressiven Wilhelm, dem es weniger um Weltmacht als um Anerkennung der europĂ€ischen Mitregenten gegangen sei, vielmehr als "Spielball in den HĂ€nden der Obersten Heeresleitung" unter dem Kommando von Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff.

Wie man an dieser Kontroverse zwischen Mommsen und Röhl sieht, ist das letzte Wort ĂŒber die neuere deutsche Geschichte lĂ€ngst noch nicht gesprochen. --Roland Detsch
Quelle:




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