"Geschichte ist wie ein guter Krimi", heißt es im Vorwort zu diesem von Guido Knopp herausgegebenen Band. Viele Fragen stellten sich erst auf den zweiten Blick, viele Spuren lägen verborgen oder seien verwischt worden. Sie wieder sichtbar zu machen, "die Geschichten hinter der Geschichte" aufzudecken, das ist das Anliegen dieses gelungenen Bandes, der auch jene Leser überzeugen dürfte, die vielleicht mit den (Fernseh-)Dokumentationen des ZDF-Chefhistorikers sonst nicht allzu viel anzufangen wissen. Eine ganzes Heer von Redakteuren und Autoren hat sich für dieses Buch über berühmte oder bedeutende historische Persönlichkeiten und Ereignisse des 20. Jahrhunderts gebeugt und mit Akribie die wirkliche Geschichte aus der tradierten Überlieferung herauszuschälen versucht. Manches interessante Detail wurde dabei schon durch eine gegenüber dem eingeübten Blick leicht verschobene Perspektive zutage gefördert. So werden uns etwa Wilhelm II. als erster deutsche Medienstar oder Stalin als Privatmann vorgestellt. Zu den besonders lesenswerten Kapiteln gehört jenes über den Abenteurer Oskar Speck, der 1933 mit einem Faltboot von Deutschland aus aufgebrochen war und sieben Jahre bzw. 50.000 Kilometer später in Australien anlandete – wo der vom Krieg Ahnungslose wegen der Hakenkreuzflagge am Bug seines Bootes sogleich als Kriegsgefangener interniert wurde. Und kaum weniger spannend lesen sich die Recherchen über das Doppelleben der Coco Chanel, den Sportsmann (sic!) Churchill oder das Gehirn der Ulrike Meinhof. Ach was: Sämtliche Geschichten des mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Fotografien bebilderten Bandes lohnen die Lektüre (auch jene, die eher unappetitlichen Kapiteln der Geschichte gewidmet sind, wie etwa dem Massaker von Kephalonia 1943). Und deshalb empfehlen wir ihn gerne ohne Abstriche zur ebenso kurzweiligen wie erhellenden Lektüre! -- Andreas Vierecke Quelle:
|