Mit Gesicht Zeigen! liegt nun ein Lexikon vor, das Engagierten, aber auch Unorientierten oder Unentschiedenen einen Leitfaden an die Hand geben will, wie man Gegenwehr in jeglicher Form leisten kann. Das ist unzweifelhaft notwendig, nützlich und längst überfällig.

Soweit die Pflicht, jetzt die Kür. Bei Durchsicht der Beiträge beschleicht einen leider nur zu oft der Eindruck, hier seien Leute am Werk, die profunde Analyse einem (gewiss gut gemeinten) Aktionismus opfern. Ergebnis sind billige Ratschläge mit dem Nimbus von Ist-doch-gar-nicht-so und Habt-euch-lieb. Hier ein paar der krausesten Stilblüten:

Stichwort "Stammtischparolen". Hier solle man entgegnen, "Ausländer" nähmen den Deutschen gar keine Arbeitsplätze weg, sondern würden sogar welche schaffen und zudem eine Menge Sozialprodukt erwirtschaften. Heißt dann etwa der Umkehrschluss, dass die Nazis Recht hätten, wenn beides nicht der Fall wäre? Weiter: "Ausländer" seien gar nicht überdurchschnittlich kriminell, sondern vielmehr die Deutschen. Das ist ja das reine Wettrennen! Wer gewinnt, darf die gegnerische Mannschaft einsperren oder ausweisen. Spannend! Putzig auch die Einträge "Multikulturelle Gesellschaft" und "Überfremdung": Hier hat wohl der christliche Landjugendgruppenleiter den drögen Schollenbewohnern zeigen wollen, wo die Djembe hängt.

Geradezu hanebüchen ist die Auflistung von rechtsextremen Straftaten: Die Rechten wüssten meist gar nicht, gegen was sie verstoßen (nämlich gegen das Strafgesetzbuch), und wieviel Knast es dafür setzen könnte! Nachdem das jetzt geklärt ist, werden sich die Jungs von der White Power wohl reihenweise ins Hemd machen.

Die Schirmherrschaft über Gesicht Zeigen! hat Bundespräsident Rau, und so verwundert es nicht, dass das vorliegende Begleitbüchlein oft nur rotgrüne Kirmes ist. Schade! --Jürgen Grande
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