Der 35-jährige Rupert Kramer ist ein Looser. Ohne Job, Haschisch rauchend sitzt er nächtelang vor seinem Computer, um ein Spiel zu programmieren, mit dem er groß herauszukommen hofft: das "Vatervernichtungsspiel". Rupert hasst seinen sozialdemokratischen Vater, dem zeitlebens seine politische Karriere wichtiger war als die Familie, die er schließlich wegen einer jüngeren "Schnepfe" verlässt. Ruperts Leben erfährt eine entscheidende Wendung, als seine Jugendliebe Mimi aus New York anruft und ihn um einen obskuren Gefallen bittet. Er soll das Versteck von Mimis Großonkel ausbauen, der während des zweiten Weltkriegs an der Hinrichtung litauischer Juden beteiligt war. Seit nunmehr 32 Jahren verbirgt er sich im Keller eines Hauses auf Long Island. Nach anfänglichem Widerstand entscheidet sich Rupert, Mimis Bitte nachzukommen. Josef Haslinger, 1955 in Zwettl/Niederösterreich geboren, lebt heute in Wien und Leipzig. 1995 erschien sein Roman Opernball, der vom Publikum begeistert aufgenommen wurde und 1998 als TV-Zweiteiler verfilmt wurde. Josef Haslinger ist ein politischer Autor. Im Opernball entwirft er das Panorama einer vom Terrorismus bedrohten Wohlstandsgesellschaft. In Das Vaterspiel beschreibt er anhand des Lebens dreier Familien, dass niemand der Geschichte entkommen kann, weder der seines Landes noch seiner eigenen. Mit diesem Buch ist Haslinger ein weiteres Meisterwerk gelungen, welches beweist, dass große Romane nicht nur aus dem angloamerikanischen Sprachraum kommen müssen. Er kreiert gerade durch seine knappe, distanzierte Sprache eine erzählerische Dichte, in der er dem Leser die Auswirkungen geschichtlichen Handelns auf groteske Weise vor Augen führt. Das Vaterspiel ist ein Buch, das den Leser bis zur letzten Seite in Atem hält. --Bettina Wenzel Quelle:
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