Harald Behringer lebt im falschen Jahrhundert. Er ist langsamer als seine Mitmenschen, aber das heißt nicht, dass er weniger intelligent ist. Er beobachtet genauer, seine Sinne sind schärfer und er wundert sich offener über den Alltag als andere Menschen, die Sinnlosigkeit und Fremdbestimmung nicht nur akzeptieren, sondern sogar als besonders erstrebenswertes Ziel ansehen. Behringer passt nicht so recht hinein in das moderne, lebendige, sich schnell verändernde städtische Leben Stockholms. Eine Reise nach Lappland bringt ihm eine andere Lebensart zu Bewusstsein -- er fühlt sich in der Einsamkeit und Weite der kargen und abweisenden Landschaft zu Hause. Unspektakulär ist der schmale Band Südlich von Abisko, die zweite Buchveröffentlichung Klaus Böldls nach der Studie in Kristallbildung von 1997. Die Bilder, Stimmungen und Beobachtungen des Harald Behringer sind es, die bewirken, dass man langsam und aufmerksam liest, und ab und zu ein kleines Leuchten in den Augen hat, wenn man eine Stimmung, einen Gedanken wieder erkennt. Sicher sind nicht alle Bilder gleich frisch, gleich bestechend, und manches wird dem Leser vielleicht sogar ein kleines bisschen betulich vorkommen. Aber nichtsdestotrotz ist dies eines der wenigen Bücher, bei denen man mit dem Kuli, nein, besser mit dem Füllfederhalter, in der Hand liest, um ein paar schöne Zitate zu notieren. Das könnte eines der Bücher werden, die man mehrfach, an alle guten Freunde und Freundinnen, verschenkt. --Kathrin Rüstig Quelle:
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