Jeder, der auch nur im Entferntesten etwas mit Architektur zu tun hat, kennt den Namen Vitruv. Im Jahre 31 vor unserer Zeitrechnung hat er das gesamte Architekturwissen der damaligen Zeit zusammengetragen und in seinen Zehn Büchern zur Baukunst aufgeschrieben. Dieses erste große, heute noch erhaltene Werk zur Architektur ist vom Birkhäuserverlag -- bekannt für seine hervorragenden Kunstbuchveröffentlichungen -- in zwei sehr bibliophil gestalteten Bänden herausgegeben worden. Diese Neuauflage der klassischen Übersetzung von August Rode ist ein originalgetreuer Nachdruck der Ausgabe von 1796. Der Schriftsatz ist ungerade, manchmal etwas verblasst, und die verschiedenen Bücher haben unterschiedliche Schriftgrößen. Erklärende Fußnoten und ergänzende Abbildungen -- von Rode hinzugefügt -- tragen zur Veranschaulichung von Vitruvs Werk bei. Der Inhalt dieser ältesten Quelle zur Architektur ist ebenso interessant wie verblüffend: Neben Städtebau und dem Wesen der Sakralbauten gehörte für Vitruv ganz selbstverständlich auch die Uhrmacherei und die Nutzung der Wasserkraft zum weiten Gebiet der Architektur. Die behandelten Themen bieten einen Rundumschlag in Sachen Baulehre: "Harmonik", "Wahl gesunder Orte", "Lauf der Sonne durch die zwölf Zeichen", "Säle nach griechischer Sitte", "Verfertigung des Estrichs", "Fünferlei Arten der Tempel" und "Urstoff der Dinge nach der Philosophen Meinung" sind nur einige der Themen, mit denen sich Vitruv vor über 2000 Jahren auseinander gesetzt hat. Über diesen langen Zeitraum hinweg hat sein Werk enormen Einfluss auf die Baukunst der verschiedenen Epochen genommen. Zu einigen Zeiten hoch gelobt, manchmal auch verschmäht, ist seit zwei Jahrtausenden Vitruv in aller Architekten Munde. Ein ausführlicher Index, Anmerkungen zu vielen Textpassagen und ein hervorragendes Glossar runden die Informationsmenge dieses einzigartigen Werkes ab. Es ist schon etwas ganz Besonderes, in diesen zwei Büchern zu lesen und sich ihrer Geschichte bewusst zu werden. Wirklich ein einmaliges Erlebnis. --Sandra Neumayer Quelle:
|