Wer je an der Entstehung eines neu entwickelten Lexikons mitgewirkt hat, der weiß, wie schwierig es ist, schon für die erste Auflage die durchgängige Konsistenz eines solchen Werks sicherzustellen. Auch bei einem Nachschlagewerk aus dem renommierten Hause Brockhaus ist das nicht anders. Und so differieren innerhalb des Brockhaus Zeitgeschichte, der die Geschichte des 20. Jahrhunderts vom Vorabend des Ersten Weltkriegs bis heute zum Gegenstand hat, auch schon mal die Zahlenangaben zu bestimmten Ereignissen. Beispiele: Sind es laut Grafik "Standorte und Zahlen der Opfer" (Seite 174) 700.000 Menschen gewesen, die im NS-Vernichtungslager Treblinka zu Tode kamen, waren es laut dem Stichworteintrag Treblinka (Seite 320) "insgesamt mehr als 974.000". In Auschwitz waren es laut besagter Grafik eine Million Opfer, während die neuere Forschung ausweislich des Auschwitzeintrags von 0,8 bis 1,6 Millionen ausgeht. Das wird niemanden mehr ärgern als die Redakteure, denen das durchgerutscht ist. Aber das wird in der nächsten Auflage bereits korrigiert sein. Sicher: Auch an der Auswahl der Personen der Zeitgeschichte, denen man einen Eintrag gewidmet hat, wird manch einer etwas auszusetzen haben. Weshalb etwa kommt der amtierende Vorsitzende der FDP, Guido Westerwelle, zur Ehre eines eigenen Eintrags, nicht aber der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II.? Über solche Sachen kann man sicher trefflich streiten. Insgesamt aber, so viel darf man trotz aller Kritik im Detail sagen, überzeugt das neue Mitglied der durchweg empfehlenswerten Sachlexikon-Reihe von Brockhaus (in der auch schon ein Band zur Geschichte vorliegt) nicht zuletzt aufgrund der gelungenen Gewichtung der Themen, anhand derer man die Geschichte des 20. Jahrhunderts kompetent und insgesamt auch zuverlässig resümiert. --Andreas Vierecke Quelle:
|