14.300 Seemeilen stellen schon in ruhigeren Gewässern eine beachtliche Herausforderung für Segler dar. Wenn der Törn aber zusätzlich durch das härteste Meer der Welt führt und es von gefährlichen Treibeisfeldern nur so wimmelt, rutscht ein derartiges Unternehmen schnell in die Kategorie "Extremtour" -- noch dazu, wenn es sich wie im Fall des 40-jährigen Österreichers Norbert Sedlacek um einen Einmann-Trip handelt. Insgesamt benötigt der erfahrene Segler für den gewagten Offshore-Törn durch das arktische Meer exakt 93 Tage. Seine spannenden Erlebnisse in den "brüllenden Vierzigern", "schreienden Fünfzigern" und "wütenden Sechzigern", wie die südlichen Breiten auch genannt werden, erzählt er auf eine persönliche und warmherzige Art und Weise. Dabei ist neben den vielen Erlebnissen an Bord auch viel Platz für Liebesbekundungen an seine Frau Anita und philosophische Gedanken über die schnelllebige Mediengesellschaft und andere zeitgeistige Überlegungen. Zwar gerät der Tagebuchstil hin und wieder eine Spur zu ausführlich, indem auch unwichtigere Aktionen im Tagesablauf protokollarisch genau aufgeführt werden, dafür erhält der Leser auch tiefe Einblicke, wie umfangreich und strapaziös eine derartige Tour tatsächlich ist. Allein durch die Kapitelaufteilung wird deutlich, welchen Stellenwert etwa die lange Aufwärmphase der Sponsorensuche, Bootsbeschaffung und Überführung inne hat: Erst auf Seite 233 beginnt die eigentliche Polarmeerfahrt. Und die bewegt sich -- noch weitaus intensiver als davor -- ständig zwischen Euphorie und Untergang. Anhand einiger eingeschobener und beeindruckender Fotostrecken nimmt dieses weite Gefühlsspektrum zusätzlich Gestalt an. Alles in allem ein packender Abenteuerbericht, dessen warmherzige Erzählweise in krassem Gegensatz zu den eiskalten Gefilden steht. --Jan König Quelle:
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