Wer an Island denkt, hat oftmals ein karges, mitunter düsteres Bild vor Augen: Vulkane, Basaltsäulen, Schlammlöcher und dunkel gefaltete Gesteinsschichten, kurz: eine Insel, auf der es wenig Farbe und wenig Leben zu geben scheint. Dass das Hinterland von Reykjavik alles andere als langweilig und düster ist, beweist der Prachtband des Fotografen Olivier Grunewald und der Autorin Bernadette Gilbertas: Er verleiht Europas nordwestlichstem Außenposten sprühende Lebendigkeit, die einen sofort begeistert und die gefassten Urlaubspläne für das Mittelmeer noch einmal kräftig ins Wanken bringen könnte. Was einem in Island. Insel aus Feuer und Eis auf knapp 200 Seiten präsentiert wird, schreit nämlich danach, selbst erkundet zu werden. Ein größeres Kompliment kann es für einen Bildband kaum geben, als dass er die Sehnsucht des Betrachters weckt, die dargestellten Orte am liebsten selbst zu besuchen. Und das genau will man während der Lektüre -- das im Abendrot schimmernde Treibeis mit eigenen Augen sehen, die leuchtenden Farben der Schwefelfelder, die moosbedeckten Häuser der Einwohner, selbst den Haubentaucher, der gerade fünf Fische gleichzeitig im Maul hält. Ein Aspekt wurde allerdings vollständig -- und vermutlich bewusst -- ausgespart, nämlich der menschliche. Inselbewohner erscheinen weder an den Fenstern der Hütten, noch auf der Schafweide, noch in heißen Quellen badend, ja nicht mal irgendwo zufällig im Hintergrund. Gilbertas’ informative Texte, die in bescheidenem Maße hin und wieder eingestreut werden, schließen diese Lücke und lassen erahnen, dass die rund 270.000 Isländer für noch mehr Farbe und Leben auf der Insel sorgen. --Christina Falkenberg Quelle:
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