Der zu lösende Kriminalfall in diesem Roman ist von geradezu klassischer Einfachheit: Im Kofferraum eines parkenden Autos wird eine Leiche entdeckt, und Aufgabe der Polizei ist es, die Ereignisse zu rekonstruieren, die dem Fund vorausgegangen sind. Wer ist der Mann, woher stammt er, was hat er in den letzten Tagen vor seinem Tod getan, wen hat er getroffen und schließlich -- wer hatte ein Interesse an seinem Tod, wer profitiert von ihm? Darüber hinaus ist Der letzte Fado allerdings alles andere als ein klassischer Kriminalroman. Der Autor führt uns ausgesprochen nah an die Ereignisse heran, lässt uns direkt aus der Perspektive der beiden Hauptfiguren an ihnen teilhaben. Jaime Ramos, der mit dem Fall betraute Inspektor, ist zwar ein Profi, wenn es um routinierte Polizeiarbeit geht, aber er hängt auch gerne seinen Gedanken nach, hofft auf plötzliche, intuitive Einfälle, die ihn wieder einen Schritt weiter bringen. So kommt er zwei Provinzstripperinnen auf die Spur, die mit dem Toten erst kürzlich in Kontakt standen. Doch nur eine der beiden kann für eine Befragung dingfest gemacht werden, die andere ist von einem Tag auf den anderen verschwunden. Parallel zu diesen Ermittlungen hält sich Ramos' Freund Filipe Castanheira in Porto auf, eigentlich aus Anlass einer Fortbildung. Castanheira ist ebenfalls Polizist und offensichtlich nicht ausgelastet, denn er unternimmt Nachforschungen auf eigene Rechnung. Dabei stellt er fest, dass er eine Freundin des Toten selbst einmal gut gekannt hat, und das bringt ihn wiederum auf eine äußerst unkonventionelle Theorie... Der zweite Roman um das Ermittlerduo Ramos und Castanheira ist ein Krimi, der weniger von seiner -- zugegebenermaßen etwas verwirrenden -- Handlung lebt, sondern von den Reflexionen und Sehnsüchten seiner Protagonisten. Viegas beschwört Bilder seiner portugiesischen Heimat herauf, die eine Vorstellung davon vermitteln, wie es sein könnte, in diesem Land zu leben. Natürlich kommt dabei auch Bier, Wein und gutes Essen nicht zu kurz, ohne auf das Niveau touristischer Begeisterung herabzusinken. Ein ruhiger Krimi mit einer ordentlichen Portion Melancholie, sprachlich ausgefeilt -- Viegas feiert in seiner Heimat nicht umsonst Erfolge. --Felix Darwin Quelle:
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