Eine “Brücke von der Literatur zur genussvollen Realität”, ja, das ist dieses Kochbuch sicherlich und noch viel mehr: Genießerisches in Form von Rezepten und Bildern, von Streifzügen über Märkte und durch Orte und Landschaften. Das Flair von Sizilien, die Heimat von Andrea Camilleri und seinem Commissario Montalbano Kommissar Wallander oder Detektiv Pepe Carvalho sind zweifelsohne auch Genießer, gehen, wie Montalbano, neben schwieriger Aufklärungsarbeit bei einem Mord gerne mal essen und trinken einen guten Tropfen, aber diese Einheit von Autor und Romanfigur wie bei Camilleri und Montalbano, die dürfte wirklich einzigartig sein. Beide ‚verstehen sich aufs Essen...aber kochen können sie nicht’. „In Sizilien spiegelt die Küche das vielschichtige Wesen der Sizilianer wider, was sicher von der langen, wechselvollen Geschichte der Fremdherrschaft herrührt.“ schreibt Camilleri im Vorwort. Und gesteht auch, dass er und sein Romanheld zur Not zwei Spiegeleier oder einen Teller mit Spaghetti zustande bringen, aber nicht viel mehr. So ging das Autorenpaar, berühmt als Gastgeber der Fernsehsendung „Servicezeit Essen und Trinken“ auf Spurensuche. Fündig wurden sie in den Trattorien, die der Commissario gerne aufsucht, bei Mimis Schwester Franca, oder der Haushälterin Adelina, die für Montalbano so wertvoll wie eine ‚mamma’ ist. „Was hast du eingekauft?...Es gibt pasta con le sarde und als zweiten Gang purpi alla carrettera....Köstlich, aber mörderisch. Montalbano umarmte sie.“ Das macht den großen Reiz des ohnehin leckeren und animierenden Buches aus: die Verbindung von Literatur, mörderischer Literatur und mordsmäßig gutem Essen! Und wer schon Fan der Camilleri-Krimis ist, wird auf angenehme Weise an viele seiner Romane erinnert, auf kulinarischem Wege sozusagen, oder aber kriegt erst so richtig Appetit darauf! Unvergessen die unendlich traurige Stelle in dem Buch Das kalte Lächeln des Meeres, wo Montalbanos Leib- und Magenkoch mit zwei Bypässen in den Ruhestand geht... Ein Bilderbuch, ein Kochbuch, ein Reiseführer, ein Geschichtenbuch, man blättert, lernt, erfährt und kocht dieses und jenes unter bester Anleitung. So macht das Buch, das tatsächlich schon ‚längst überfällig war’, nicht nur Hunger auf die Montalbanschen Gerichte und Leckereien, sondern präsentiert ebenso verführerisch und sinnlich sizilianische Eigenarten, Landstriche und Besonderheiten. Und was macht nicht nur ein Commissario gern nach gutem Essen? „Möchten Sie einen Kaffee?...Später, erst würde ich, wenn es Ihnen nichts ausmacht, gern ein halbes Stündchen schlafen.“ --Barbara Wegmann Quelle:
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