Goldron ist eine Art Pferdeflüstererin. Sie kann sich in das Wesen der Tiere einfühlen, sie beruhigen, ihre Krankheiten erkennen und -- sie heilen. Unschätzbar wertvolle Talente sind das in einer Zeit, in der man Sklavin der Hunnen unter ihrem König Attila geworden ist. Denn gerade die Hunnen sind auf ihre Reittiere angewiesen -- überrollen sie doch gerade die gesamte Welt. Goldron hat das am eigenen Leibe erfahren müssen. Denn sie gehört zum Volk der Burgunder, dem die Hunnen auf dem Schlachtfeld von Worms eine vernichtende Niederlage beigebracht haben. Goldron überlebte, als eine der wenigen, wurde von den Hunnen verschleppt, und steigt wegen ihrer Künste zur Stallmeisterin auf. Aber damit ist ihr Schicksal längst nicht gesichert. Denn es ist eine unsichere Welt, in der Goldron lebt. Und nicht alle sind ihr wohlgesonnen. Dieses Buch von Tilman Röhrig, seit Werken wie Thoms Bericht, Die Ballade vom Fetzer, Der Funke der Freiheit oder Wir sind das Salz von Florenz, Spezialist für historische Romane, spielt in einer Schwellenzeit. Die Hunnen überrennen, von den geschwächten Römern zur Hilfe gerufen, wie ein „Sturm von Mitternacht“ das Abendland. Das römische Reich liegt quasi führerlos vor ihnen ausgebreitet, eine neue Weltordnung ist gekommen, in der sich im Grunde alles ändern kann und alles möglich ist. Vor diesem Hintergrund entspinnt Röhrig ein wundervolles, persönliches Panorama rund um die Tragik der Hauptfigur, die mit allerlei Personen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten -- Militärs, Schamanen, Herrschern, aber auch einfachen Menschen -- zusammenkommt. Ein toller Schmöker, in dem man auch viel über den Niedergang Roms und über die Hunnen erfahren kann. --Isa Gerck Quelle:
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