J.A. Schmoll, der sich bereits durch einige Veröffentlichungen zum Thema Rodin als ausgewiesener Kenner profilieren konnte, beschäftigt sich hier eingehend mit der Liebes- und Künstlerbeziehung zwischen August Rodin und Camille Claudel. Seit Mitte der 1980er-Jahre wurde Claudel als eigenständige Künstlerin wieder entdeckt, Bücher, Ausstellungen sowie ein Film reanimierten das Interesse an der allzu häufig im Schatten Rodins Stehenden. Schmoll setzt da an, wo seiner Meinung nach bislang nur lückenhaft bzw. idealistisch geprägt recherchiert wurde. Die meisten Veröffentlichungen zum Thema legten das Hauptaugenmerk auf die Schülerin, Geliebte und Lebensgefährtin Rodins, die von ihm, nicht zuletzt als kreative Ratgeberin, ausgebeutet und in dem Moment fallen gelassen worden sei, in dem sie ihm "unbequem" wurde. Schmoll versucht nun, diesen zum Teil unbelegten Anschuldigungen historische Tatsachen entgegenzustellen. So wurde, gemäß Schmoll, gerade in Bezug auf Claudel, das Verhältnis und der Einfluß der Mitarbeiter in Rodins Atelier aus heutiger Sicht oft falsch bewertet. Das Oeuvre Rodins sei in den diesbezüglichen Veröffentlichungen unterbewertet, bzw. ungenügend beleuchtet worden und das plastische Schaffen Claudels zu wenig in den historischen Bezug -- gerade auch zur um 1890 aufblühenden dekorativen und angewandten Kunst -- gesetzt. Schmoll sieht so in der Beziehung Rodins zu Claudel, respektive in deren Ende weniger ausschließlich den Grund für die spätere Verwirrung und Unproduktivität Claudels, die schließlich in paranoiden Verfolgungswahn und die Einweisung in eine geschlossene Heilanstalt mündeten. Vielmehr sieht er einen inneren Konflikt in der Zielsetzung ihres Schaffens, der sicher seinen Teil zu der späteren Krise beigetragen hat. Er zieht also neue Schlüsse in Bezug auf Ursachen und Wirkungen der Krise Claudels, stellt ihr "kleines aber bedeutendes Oeuvre" in den zugehörigen historischen Rahmen, ohne jedoch ihre Bedeutung als Künstlerin schmälern zu wollen. Dieses Buch will das Bild dieser tragischen Beziehung unter Bezug auf historische Fakten abrunden. Es erfüllt, trotz seines relativ geringen Umfangs, seinen Anspruch, ein möglichst neutrales Licht auf diese 15 Jahre dauernde Liebes- und Arbeitspartnerschaft zu werfen. --Tobias Robens Quelle:
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