Hinter dem nüchternen Titel verbirgt sich die aufregende Welt des zeitgenössischen Theaters. Mitunter erscheint diese Welt unüberschaubar: Zum einem wird viel über das Theater geredet und geschrieben, zum anderen besticht die deutschsprachige Theaterlandschaft durch Vielfalt. Und gerade darauf läßt sich dieser Text- und Bildband in beeindruckender Weise ein. Die Gefahr der Beliebigkeit, mit der sich ein derartiges Vorhaben auseinandersetzen muß, möchte sie nicht lediglich der suggestiven Kraft ästhetischer Theaterfotografien verfallen, wurde bereits im Vorfeld ausgeschlossen. Der Grund hierfür liegt in der Konzeption des Bandes: Sie orientiert sich an der konzeptionellen Idee des Berliner Theatertreffens 1999. Die Jury wählte dieses Jahr insgesamt zehn Inszenierungen aus, deren Regieleistung sich vor allem durch die Arbeit mit dem Schauspielerensemble auszeichnet. Unter diesem Fokus gelangten historische wie auch aktuelle Stücke zur Aufführung. Die Qualität dieser Inszenierungen wird in den eindringlich wirkenden Theaterfotografien dieses Bandes förmlich spürbar. Sie vermitteln eine Kraft und Schönheit, wie sie nur dem Theater eigen ist, das den Menschen in den Mittelpunkt des Geschehens stellt. Ein weiterer Pluspunkt dieses imposanten Theaterbuches ist die Zusammenschau des Materials. Die Präsentation der Inszenierungen ist in einen Diskurs über das Gedächtnis des Theaters eingebunden. Hierbei spielen gerade die medialen Formen der Vermittlung eine große Rolle. Nicht nur die Übertragung von Theateraufführungen im Fernsehen wird thematisiert, sondern auch die Funktionen und Aufgaben von Theatermuseen und Theaterfotografie. Die Darstellung dieses Themenkreises führt dem Leser die differenzierte Aussagekraft der fotografischen Dokumentation vor Augen, sowohl im künstlerischen Sinne hinsichtlich des theatralen Ereignisses als auch im funktionalen anhand der bebilderten Theaterchronik des Jahres 1999. TheaterJahr 1999 gelingt es, die Welt des Theaters in ihrer Vielschichtigkeit zu erfassen, ohne den Zauber und die Faszination zu zerstören. Für den Leser ein intensiver intellektueller wie sinnlicher Genuß, den ansonsten nur das Theater selbst zu vermitteln vermag. --Hedwig Meier Quelle:
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