Viel Lob hat der Verlag Gerstenberg für seine bislang in der Reihe 50 Klassiker vorgelegten Bände erhalten. Zu Recht. Inhaltlich wie optisch sind die kleinen Kompendien zu Design, Architektur des 20. Jahrhunderts, Theater, Mythen, Film oder Oper, um nur einige herauszugreifen, schnell selbst zu kleinen Klassikern geworden. Aber ein Klassiker-Band zur Militärgeschichte? Soll uns der Krieg hier etwa als Kulturleistung verkauft werden? Man ist geneigt zu vermuten, da nun könnte der Bogen überspannt worden sein. Um es ohne Umschweife zu sagen: Auch dieser Band der Reihe ist wieder einmal voll und ganz gelungen. Denn der Autor hat es sorgsam vermieden, bloß eine illustrierte Sammlung militärgeschichtlicher Essays vorzulegen oder gar eine Kulturgeschichte der Strategie. Seine Auswahlkriterien sind einleuchtend. In dem Einleitungskapitel mit der schönen, den Herzog von Wellington zitierenden Überschrift "Eine gewonnene Schlacht ist kaum weniger traurig als eine verlorene" schreibt er dazu: "Es geht auch und vor allem um die Bedeutung von Sieg und Niederlage in Anbetracht ihrer Folgen. Deshalb wird Issos als Teil der Bedeutung Alexanders des Großen beschrieben, deshalb wird von Ausculum und vom Amselfeld berichtet, aber nicht von der Somme-Schlacht, deshalb wird der Angriff von Pearl Harbor als Beginn einer Kette japanischer Siege beschrieben." Militärische Einzelheiten stehen deutlich im Hintergrund. Auch militärische Karten finden sich kaum in dem trotz des unschönen Themas wieder einmal wunderschön bebilderten Band. Dagegen werden die historischen Hintergründe benannt, die maßgeblichen Akteure und deren Motive analysiert sowie die Bedeutung der jeweiligen militärischen Entscheidung für den Fortgang der Geschichte dargestellt. Und eben dies -- die Bedeutung eines Sieges oder einer Niederlage für das, was auf sie (an realer Geschichte oder auch Geschichtsschreibung) folgt -- macht eine Schlacht klassisch. Darin liegt die Bedeutung der Geschichte von Troja, der Schlacht von Waterloo oder die erfolgreiche Landung der Alliierten in der Normandie. Dem allem Rechnung zu tragen, ist gewiss nicht leicht, zumal in einem solch populären Rahmen. Wolfgang Hebold ist es gelungen! --Andreas Vierecke Quelle:
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