Um es gleich vorweg zu nehmen: Ein Taschenbuch ist die neueste Publikation über das Schaffen des italienischen Renaissancekünstlers Leonardo da Vinci nur in einer Hinsicht, es stammt aus dem Kölner Verlag Taschen. Darüber hinaus verweigert sich dieses Buch Taschen in jeder Hinsicht. Mit seinen Abmessungen von 45 x 30 x 8 cm, knapp 700 Seiten und einem Gewicht von fast 10 Kilogramm ist Leonardo da Vinci. Sämtliche Gemälde und Zeichnungen von Frank Zöllner nichts für Schwächlinge. Doch der Einsatz von Muskelkraft lohnt sich. Abseits jeder Superlative und Äußerlichkeiten, die der Buchwelt nicht fremd sind und auch nie waren, ist Zöllners Leonardo-Bildband nicht nur ein großes und schweres, sondern auch ein großartiges und gewichtiges Buch. In zehn chronologischen Kapiteln auf etwa 200 Seiten befasst sich der Leipziger Professor Frank Zöllner einführend mit Leben und Werk des Künstlers aus Vinci. Es folgen 40 Seiten zu Leonardos schmalem Oeuvre als Maler: Mit 34 Katalognummern, unter denen sich einige Werkstattbilder sowie Kopien nach verlorenen Gemälden Leonardos befinden, wird das malerische Werk wissenschaftlich auf den neuesten Stand gebracht. So gering die Anzahl der bekannten Gemälde, so groß ist diejenige der Zeichnungen. In 16 thematischen Kapiteln und auf über 400 Seiten widmen sich Frank Zöllner und Johannes Nathan Leonardos zeichnerischem Werk -- sämtlichen Einzelblättern sowie zahlreichen Skizzen aus seinen Manuskripten und Notizbüchern, insgesamt 663 Zeichnungen. Der Leonardo-Foliant glänzt jedoch nicht nur mit seinen kundigen, immer verständlich geschriebenen Texten -- beide Autoren sind mit Forschungsarbeiten zu Leonardo da Vinci und der italienischen Renaissance hervorgetreten; geradezu umwerfend sind in diesem Band die Abbildungen. Durchgängig in Farbe, meist ganz- oder gar doppelseitig sowie oft in gewaltigen Ausschnittvergrößerungen wird dem Betrachter das künstlerische Werk und der Erfindungsreichtum dieses forschenden Künstlers oder künstlerischen Forschers vor Augen geführt. Wer diesem wissbegierigen Tausendsassa nahe kommen will, näher als es je ein Museum erlaubte, darf mit dem Taschen Verlag auf eine äußerst opulente Reise in die Kunst- und Wissenswelt des Universalgenies Leonardo da Vinci gehen. --Jörg Völlnagel Quelle:
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