Woher nimmt ein In-die-Zukunft-Gucker sein Wissen? Wer den Band gelesen hat, weiß es: aus der Zeitung natürlich und aus dem Fernsehen; der Autor zitiert viel aus den Medien, und manches kommt einem bekannt vor. Aber das alles zu systematisieren und zu konzentrieren, um es schließlich auf den Punkt zu bringen, das ist die Kunst von Matthias Horx. Nach der Lektüre weiß man jedenfalls, warum die Hauptkunden des Trendforschers nicht wir Bücherkäufer sind, sondern Unternehmen, die Entscheidungshilfe suchen. Bewusstsein, Wissen, Körper, Technik, Konsum, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, diesen acht "Sphären" hat Horx seine Trends zugeordnet. Mit Hochrechnerei des bereits Absehbaren oder Vorhandenen haben seine Trendbilder nichts zu tun: Man lese nur einmal seine Abrechnung mit der PC-Welt von Bill Gates und Konsorten (S. 172-200)! Ein Vergnügen für jeden zur Zeit noch von durchgeknallten Programmierern drangsalierten Computer-Nutzer. Aber Geduld, Freunde: Bald kommt es anders! Frauen können sich freuen: Sie dürften die Männer in Hinblick auf Karriere demnächst überflügeln. Unser aller Biographien werden sich ändern (selbst wenn wir bereits 50 sind). Mit der Jugendkultur ist es demnächst bald Essig. Und noch etwas Schönes: Weder wird uns ein intelligenter Kühlschrank drangsalieren noch das elektronische Buch den hergebrachten Schmöker vergällen. Die Stunden mit Matthias Horx' neuem Buch gehören für den Rezensenten zu den anregendsten der vergangenen zwölf Monate. Der Band wird garantiert noch eine ganze Weile neben dem Lesesessel liegen bleiben, manche Passage habe ich bereits jetzt mehrmals gelesen. Allerdings muss dem Verlag gesagt werden: Ein Buch für immerhin einen halben Hundertmarkschein sollte nicht schon bei der ersten Lektüre auseinanderfallen! --Michael Winteroll Quelle:
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