Eine in vielerlei Hinsicht sehr aufschlussreiche Studie über die Geschichte und Gegenwart des christlichen Fundamentalismus in den USA haben wir anzuzeigen. Barbara Victor hat sie vorgelegt. Die US-Journalistin führt uns an die religiösen Quellen des Landes, in dem, wie sonst nirgends, Bigotterie und religiöser Wahn ganz dicht beieinander liegen. Kenntnisreich führt die Autorin durch die geistigen Untiefen der spezifisch amerikanischen, "evangelikalen" Ausprägung christlichen Glaubens, dessen zahlreichen historischen Wurzeln sie ebenso freilegt, wie seinen Einfluss auf die internationale Politik. Während man in der Vergangenheit den "wiedergeborenen Christen" als einer Randgruppe erzkonservativer Protestanten politisch keinen übermäßigen Einfluss beimaß, hat sich diese Einschätzung grundlegend gewandelt, seit mit George W. Bush einer der ihren das höchste Staatsamt in den USA bekleidet. Dessen evangelikaler Konservatismus hat sich, wie Victor darlegt, seit seinem Amtsantritt "bei allen moralischen Themen in einer radikalen Abkehr von Präzedenzfällen geäußert, wie es sie in den USA seit Roosevelts 'New Deal' gegeben hat, oft unter Missachtung der von der Verfassung vorgegebenen Struktur der Staatsgewalt." Während Präsident Bush dafür wirbt, Religion nicht als etwas Beunruhigendes für die Gesellschaft zu betrachten und seine Lands- und Gefolgsleute dazu auffordert, "die heilende Kraft des Glaubens für die Gesellschaft anzuerkennen", und damit vor allem seinen Glauben meint, warnt die Autorin eindringlich vor jeder Form von religiösem Fanatismus und vor denen, die behaupten, in direktem Kontakt mit Gott zu stehen. Eigentlich bestürzend, dass derlei heutzutage tatsächlich immer noch nötig ist. -- Hasso Greb Quelle:
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