Maria-Antonia Oliver ist eine der bekanntesten und produktivsten Stimmen der katalanischen Literatur. In Deutschland erschienen von ihr bisher Frauenkrimis. Nun veröffentlicht sie mit Mondsüchtig einen Roman über einen schwulen Katalanen. Thema des Romans ist die Liebe und der Tod. Rückblickend beginnt Bartomeu sein Leben zu erzählen. Er schildert sein Coming-out, seine Sicht auf die schwule Szene und "Aids -- darüber redete ich nie. Es war da. Es war unter uns. Wie ein Fluch.". Aids und Homosexualität sind die bestimmenden Hintergründe dieser Icherzählung. Bartomeu, liebevoll Tomeu -- von intimen Freunden auch Tomeva -- genannt, ist ein frustrierter Schriftsteller, der selbst an Aids erkrankt ist, dessen Lebensgefährte an Aids gestorben ist und der über das Gefühl schreibt, nicht schreiben zu können. Oliver begann den Roman Mitte der 90er-Jahre, bevor sie während ihrer Arbeit an diesem Buch selbst eine Schreibblockade erlitt und von persönlichen Schicksalsschlägen getroffen wurde. Das Werk ist durch seine Fortsetzung ein Befreiungsschlag für sie selbst und insofern ein wichtiges Buch. Der Geschichte ist durch die wiederholte Hervorhebung und Betonung der Männlichkeit Schwuler auch Olivers Engagement für Gleichberechtigung anzumerken. Der Roman ist in der Jetztzeit angesiedelt, die Franco-Diktatur ist überwunden und Bartomeu hat den unentrinnbaren Tod vor Augen. Diese literarischen Qualitäten sind mit einer "traurigen Farbe" überzeugend und provozierend dargestellt. Das Buch ist allerdings mit dem Anliegen, Vorurteile abzubauen und der Sinnlosigkeit gegenüber Schuldzuweisungen bei Aids und einhergehender Verzweiflung als Unterhaltungslektüre nur eingeschränkt zu empfehlen. Unbegründete Sodomie und konstruiert wirkende schwul-heterosexuelle Liebeskonstellationen erhalten aus schwuler Sicht einen eher faden Beigeschmack. --Mathias Mahler Quelle:
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