Das Kürzel SF uminterpretiert als "Social Fantasies" -- damit wartet der Argument-Verlag bei seiner Science-fiction-Reihe auf. Und der Ansatz paßt auf diesen Roman, ist doch im Jahr 2074 nicht mehr viel von unserer Zivilisation übrig. Grund dafür ist die Rückkehr der Magie, dank derer "überall Götter, Geister und Dämonen erwachten". Ein Großteil der Erde verfiel ins Chaos, nur wenige Leuchtfeuer der Zivilisation blieben erhalten. Im früheren Kanada gibt es noch die Städte Chinatown, das ehemalige Vancouver, und Südstadt, vormals Edmonton. Beide Gemeinden verbindet eine Geschäftsbeziehung, denn die Südstadt entsendet Söldner an den pazifischen Ozean, um die Kassen aufzubessern. Doch als Emily, die Enkelin des Südstadt-Regenten Winter, den im Bann gehaltenen magischen Engel befreit, bringt sie den jahrzehntelangen Schutzpakt der Stadt ins Wanken. Emily kommt dahinter, welchen Preis Winter einst für das Überleben seiner Gemeinde hatte zahlen müssen. Nach ihrer Tat flüchtet sie nach Chinatown, dicht gefolgt von Südstadt-Truppen. Nun erbebt Chinatown unter den Angriffen der Barbaren ebenso wie unter dem Druck Winters. Stewart hat mit seiner Nachtwache eine Erzählung geschrieben, die ihre Spannung aus der Konfrontation der Menschheit mit der Magie bezieht, bei der die Menschen jedoch trotz aller magischen Präsenz nicht auf technische Errungenschaften verzichten müssen. Die allerdings sind dank künstlicher Intelligenz durchaus eigenwillig, was ab und an zu amüsanten Begebenheiten führt. Auch der magische Südstadt-Wald, der sich verändern kann und aus einem 10-Minuten-Marsch mal eben eine 3-Tages-Wanderung macht, ist eine schöne Idee. Mit ihrer abwechslungsreichen Schilderung einer veränderten Gesellschaft paßt Stewarts Geschichte vortrefflich in diese kleine, feine SF-Reihe. --Joachim Hohwieler Quelle:
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