Wer Landschaftsaufnahmen im herkömmlichen Sinn erwartet, wird enttäuscht: Axel Hüttes grafisch dominierte, menschenleere Fotografien sind asketische Bildkompositionen von eigentümlicher und strenger Schönheit, fremd und abweisend und gerade deshalb ungemein faszinierend -- ebenso wie die Begleittexte des Schriftstellers Cees Nooteboom. Konsequent halten die Fotografien den Betrachter auf Distanz. Ins dunkle Dickicht des Mossman Gorge in Queensland fällt kaum Licht, das Auge des Betrachters kann das Dunkel nicht durchdringen. Der Berggipfel des Lombo do Mouro wirkt vor weißem Himmel so kühl, dass man unweigerlich fröstelt. Wüstenlandschaften in Namibia zeigen so messerscharfe Schraffuren und Kanten, dass man sich am liebsten in Sicherheit bringen möchte. Und der brasilianische Rio Negro wirkt so unwirklich-kitschig, dass er einem Disneyfilm entsprungen sein könnte... Nur allzu oft legt man Reisebildbände nach dem ersten Durchblättern gelangweilt zur Seite. Der vorliegende Band jedoch verführt wieder und wieder zum Träumen und Betrachten, zum Sich-Versenken und Entdecken, wobei sich nicht die Landschaften selbst, sondern die verborgenen, dunklen Seiten des Betrachters offenbaren. Hier bleibt viel Raum für eigene Phantasien. Heftig, aber auch logisch konsequent wirken die Texte im Kontrast dazu: mit seinen Beobachtungen rückt der bekannte holländische Schriftsteller Cees Nooteboom den Menschen gefährlich nah auf die Pelle, beobachtet liebevoll und schonungslos. So entstehen auch im Textteil Stimmungen, die sich lösen vom Reiseziel, vom Gegenständlichen, und abtauchen in die Wüsten der menschlichen Existenz, in Gipfelsturm und Dickicht, in Abgründe und weite Endlosigkeit. So gerät das Werk nicht nur zu einem Trip durch fünf Kontinente, sondern auch zu einer Reise in andere Dimensionen. --Dorothea Fröhlich Quelle:
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