Warnung: hervorragendes Buch. Aber: Falls Sie nicht über ein gut angelegtes Vermögen verfügen (oder wenigstens keine Kinder haben): Die Lektüre könnte Ihnen den Schlaf rauben, das Essen vermiesen oder zumindest nachhaltig die Stimmung trüben! Ein Buch in der Tradition berühmter Sozialreportagen: Jetzt, wo langsam die Rechnung präsentiert wird für viele Hypes der 80er- und 90er-Jahre, beginnen Berichte von der sozialen Front wieder ein Publikum zu finden. Ein Buch als Panorama: Die Autorin hat in mehreren Bundesstaaten der USA gearbeitet und in mehreren Berufen: als Altenpflegerin, Putzfrau, Kellnerin und im Verkauf. Alles zu niedrigsten Löhnen. Und es ist ihr nur unter großen Mühen -- manchmal auch gar nicht -- gelungen, von diesem Geld zu leben. Ein Buch, das ins Herz der Gegenwart trifft: Ehrenreich hat den Geschmack jenes Lebens versucht, das auch hierzulande viele Politiker der rechteren Mitte gern verordnen möchten. Ehrenreich berichtet dabei aber über weit mehr als über Kellnern und Putzen. Arbeit poor handelt von etwas, das Sie betrifft und mich, jeden, der sich durch Arbeit ernähren muss: nämlich vom weltweiten und ganz allgemeinen Verfall des Preises für die Ware menschliche Arbeitskraft. Ein Buch mit einer deutlichen Warnung: Was unten geht, geht bald auch in der unteren Mitte und noch weiter oben: Zwei gute Gehälter reichen bekanntlich bereits heute in den USA gerade so zum Leben, wenn Kinder zu erziehen sind. Und, ganz klar, was in den USA Sache ist, kommt auch zu uns. Der ergänzende Essay über Niedriglohnjobs in Deutschland von Horst Afheldt zeigt, wo wir bereits jetzt angelangt sind. --Michael Winteroll Quelle:
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