Das GRIPS Theater Berlin hat als Pionier des modernen Kinder- und Jugendtheaters Weltruf erlangt. Aber es ist schon lange nicht mehr "nur" ein Theater fĂŒr junge Zuschauer: mit seinen realistischen GegenwartsstĂŒcken, die sich an ein generationen- und schichtenĂŒbergreifendes Publikum wenden, hat GRIPS es geschafft, ein ebenso erfolgreiches "Theater fĂŒr alle" zu werden, das ĂŒber dreieinhalb Jahrzehnte hinweg seiner Zielsetzung als aufklĂ€rerisches, kritisch-engagiertes und dennoch unterhaltsames, populĂ€res Theater treugeblieben ist.
GRIPS ist aus dem Reichskabarett, dem kabarettistischen Sprachrohr der 68er, hervorgegangen. Die kĂŒnstlerische und politische Entwicklung des Ensembles, das seit 1966 vom Hausautor Volker Ludwig geleitet wird, bietet ein anschauliches Beispiel fĂŒr die KontinuitĂ€t und den Wandel eines linken BewuĂtseins und einer linken Praxis in der Bundesrepublik. Die GRIPS-StĂŒcke, meist Komödien und oft Musicals, erzĂ€hlen aktuelle Stories aus dem Berliner Alltag; es sind Gesellschaftsgeschichten, in denen sich die Schicksale von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen verknĂŒpfen. In ihrem Wandel reflektieren die Theater-Fabeln Volker Ludwigs und seiner Ko-Autoren in exemplarischer Weise VerĂ€nderungen in der Lebenswelt und im Zusammenleben der Menschen. Sie liefern niemals nur platte Abbildungen, sondern immer auch eine Kritik der Wirklichkeit und eine Imagination von Gesellschaft, die auf eine utopische Dimension nicht verzichtet - freilich eine machbare, konkrete, kommunitarische Utopie.
Die einzigartige Erfolgsgeschichte des GRIPS Theaters wird in diesem Buch zum ersten Mal ausfĂŒhrlich dargestellt und kritisch analysiert. Der Autor versteht Theatergeschichte als Teil einer Sozial- und Kulturgeschichte; es geht ihm darum, die Geschichte des GRIPS Ensembles in seinem Wirkungszusammenhang zwischen Theater und Gesellschaft zu deuten. Er sieht GRIPS in der Tradition Nestroys und Brechts, als ein - nach Peter Brook - "derbes Theater", das... Quelle:
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