Hans Bemmann gelang 1983 mit Stein und Flöte und das ist noch nicht alles einer der gröĂten Erfolge der deutschsprachigen fantastischen Literatur. Dieser mĂ€rchenhafte Bildungsroman fand tausende begeisterte Leser im In- und Ausland und ist jetzt erfreulicherweise in einer ebenso gĂŒnstigen wie gediegenen Taschenbuchausgabe von Piper zu haben. Weitab der gewohnten Bahnen herkömmlicher Genrefantasy bewegt sich Bemmann, wenn er die Geschichte von Lauscher, dem Sohn des GroĂen BrĂŒllers in prĂ€chtigen Farben vor dem Leser ausbreitet. Aber auch seine Figur Lauscher bewegt sich weitab der Bahnen, die man erwarten wĂŒrde. Denn auf der Suche nach dem Sinn und Nutzen der drei zauberkrĂ€ftigen Artefakte, die er wĂ€hrend seiner Abenteuer bekommt, auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, gerĂ€t der Antiheld oft auf schiefe und verschlungene Pfade. Auf diesen folgt man ihm als Leser nur allzu gern. Denn die LĂ€nder, die er durchwandert, die Menschen und Kreaturen, denen er begegnet, die Geschichten, die er hört und die Abenteuer, die er erlebt, werden mit so viel Fantasie und sprachlicher Schönheit geschildert, dass man sich dem Feuerwerk an SinneseindrĂŒcken, das der Roman abbrennt, kaum zu entziehen vermag. Geschickt nutzt Bemmann den tiefenpsychologischen Gehalt von MĂ€rchenmotiven, um seinen romantischen Roman zu einer Selbstfindungsgeschichte, einer Allegorie auf die Sinnsuche eines Menschen zu machen. So stöĂt man bei der LektĂŒre neben wundervollen Schilderungen auch auf ebenso wunderbare Weisheiten und viel Menschlichkeit. Selten war ein Bildungsroman unterhaltsamer, fantastischer und spannender! Stein und Flöte unterhĂ€lt mit berauschenden Bildern und erfreut durch Tiefgang. Und das in einem solchen MaĂe, dass man am Ende des dicken WĂ€lzers noch gar nicht genug hat und sich fragt: Ist das schon alles? Leider ja. --Simon Weinert Quelle:
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