Im grellen Rampenlicht stehen andere -- früher Jens Weißflog und Dieter Thoma, heute Martin Schmitt und Sven Hannawald. Der Vater des Erfolgs aber ist der Thüringer Reinhard Heß. Bereits vor der Wende war er Cheftrainer der DDR-Skispringer. Und seit 1993 trägt er die Verantwortung für die gesamtdeutsche Mannschaft. Viele Fernsehzuschauer werden Reinhard Heß vor allem als Fähnchenschwenker auf der Trainertribüne und von seinen mit sprödem Charme vorgetragenen Analysen kennen. In Mehr als ein Job haben Fans nun Gelegenheit, mehr über den Trainer und Menschen zu erfahren. Unter tatkräftiger Mithilfe des Sportjournalisten Egon Theiner hat Heß seine Lebenserinnerungen zu Papier gebracht. Und die sind sehr lebendig geschrieben und zu lesen: Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich mit seiner Zeit als Bundesskisprungtrainer. Aber auch über den jungen Skispringer Heß erfährt man einiges: Sein Sport ging ihm über alles. Doch dann musste er wegen einer schweren Verletzung die Sprungski an den Nagel hängen. Das Ungewöhnliche und Interessante an dieser Autobiografie sind die -- insgesamt elf -- Interviews mit Weggefährten: Seine erfolgreichsten Schüler (von Weißflog bis Schmitt), seine Ko-Trainer Wolfgang Steiert und Henry Glaß, und nicht zuletzt auch seine Frau und seine Tochter berichten von ihren Erfahrungen mit ihm. Da liest man dann vom "Fanatiker der Disziplin", vom "akribischen Arbeiter" mit dem "absoluten Weitblick", bei dem "man weiß, woran man ist". So lernt man die verschiedenen Fassetten einer "Persönlichkeit mit einer gewaltigen Ausstrahlung" kennen. Neben den vielen Fotos, die den Trainer mit seinen Schützlingen zeigen, wird die Fans der deutschen Adler an diesem Buch sicher der Blick hinter die Kulissen begeistern -- der Trainingsalltag, lustige und nachdenklich machende Anekdoten, und das psychologische Fingerspitzengefühl des Trainerstabes, um den Teamgeist zu stärken und die Stars bei Laune zu halten. Und dass unseren Adlern die Flügel nicht lahm werden, dafür wird Reinhard Heß auch in Zukunft sorgen, denn ans Aufhören denkt der Erfolgsverwöhnte noch nicht. --Christian Stahl Quelle:
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