Nicht, zumindest nicht in erster Linie, an ein Fachpublikum will sich Richard J. Evans mit seiner auf drei Bände angelegten Geschichte des Dritten Reichs wenden, sondern vor allem an den vielbeschworenen interessierten Laien. Dessen Interesse muss freilich tatsächlich außerordentlich sein, denn allein der der erste Band, der der Phase des Aufstiegs des Nationalsozialismus gewidmet ist, umfasst in der hier angezeigten Taschenbuchausgabe nicht weniger als 752 Seiten. Auch wenn von denen allein 161 auf Anmerkungsapparat und Bibliografie entfallen, ist das zweifellos reichlich viel Lesestoff. Doch sollte sich niemand aufgrund des Umfangs von der Lektüre abschrecken lassen. Die nämlich gestaltet sich ausgesprochen flüssig! Das Buch steht hier ganz in der Tradition britisch-narrativer Geschichtsschreibung. Nicht von ungefähr ist Evans Darstellung denn auch von Ian Kershaw nicht nur wegen ihrer Scharfsinnigkeit, sondern ausdrücklich auch für die "Eleganz des Stils" gelobt worden. Und die ist dank Holger Fließbach und Udo Rennert, die die Übersetzung besorgt haben, auch in der deutschen Übersetzung erhalten geblieben. Freilich können, was angesichts der Komplexität des Themas kaum überrascht, nicht alle Kapitel gleichermaßen überzeugen. So wird für manchen Geschmack die Nacherzählung der Geschichte des Deutschen Kaiserreichs und der Republik von Weimar vielleicht etwas zu ausführlich ausgefallen sein. Besonders gut gelungen aber sind aus unserer Sicht diejenigen Kapitel, die den Weg zur Machtergreifung sowie im Anschluss daran die planvolle Zerstörung der Demokratie sowie Unterdrückung und Gleichschaltung im Rahmen von "Hitlers Kulturrevolution" schildern. -- Andreas Vierecke Quelle:
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