Der Hund der anderen Seite ist eine Kuh. Auf ihren Hinterläufen sitzt sie auf dem Titelbild des gleichnamigen Gary-Larson-Bandes auf dem Boden und heult markerschütternd zum Mond hinauf: Ein Aspekt, der, gemeinsam mit dem Titel, den Inhalt in zweierlei Hinsicht arg verfälscht. Erstens nämlich geht es in besagtem Buch gar nicht vorrangig um das bei Larson überaus beliebte Hunde-oder-Kuh-Motiv. Und zweitens ist das Cover auch nicht wirklich witzig. Witzig und grandios allerdings sind wieder einmal alle der (zum Teil schon altbekannten, da bereits zwischen 1980 und 1986 gezeichneten und unter anderem in Nachtgewächse auch auf Deutsch publizierten) frühen Cartoons des amerikanischen Zeichengenies und seiner auch hier zu Lande längst zum Kult gewordenen Far Side Gallery: Urkomische Bilder von Pornos schauenden Amöben, zuvorkommenden Löwen, häuslich strickenden Insekten, sprachbegabten Enten, zynischen Chirurgen, dick bebrillten Buben und irrsinnigen Wissenschaftlern, die man sich immer wieder gern anschauen mag. Ob Larson nun die Schweizer Geschichte umschreibt (indem er das traurige Schicksal von Wilhelm Tells unglücklicherweise mit einem Wasserkopf ausgestatteten Bruder Walter aufdeckt), Jagdgesellschaften ad absurdum führt (bei denen die Hirsche Jäger als Austauschgeiseln nehmen) oder die Vergnügungen halbstarker Kühe aufdeckt (die im Auto an einer saftigen Wiese voller Menschen vorbeifahren): Der andere Blick -- etwa durch die Augen einer Stubenfliege, die als allerletztes die Tod bringende Fliegenklatsche ihrer ärgsten Feindin (einer Hausfrau) tausendfach gespiegelt sieht -- weiß der Realität immer neue Fassetten abzugewinnen. Natürlich gibt es in Der Hund der anderen Seite immer auch eine ungewöhnliche Sicht auf die ganz normale Hundehölle, die offenbart, dass der beste Freund des Menschen zugleich sein lustigster ist. Von daher hat der Titel dann doch wieder seine Berechtigung. --Thomas Köster Quelle:
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