Walter Satterthwait präsentiert dem Leser einen brandneuen Krimi mit seinen (Serien-)Helden Jane Turner und Phil Beaumont. Beide sind Angestellte der berühmten Detektei Pinkerton und lösen ihre Fälle in den "wilden" zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Ihr neuer Auftrag führt sie in die gehobene Gesellschaft und die literarischen Salons von Paris, aber auch in die Kanalisation und die Kaschemmen der Stadt. Maskeraden entpuppt sich als wunderbar unterhaltsamer "Whodunit" und Walter Satterthwait erneut als großer Meister des geschliffenen Dialogs. Der reiche amerikanische Verleger Richard Forsythe soll gemeinsam mit seiner deutschen Geliebten Sabine von Stuben Selbstmord verübt haben. Jedenfalls wurden die beiden in ihrem von innen verschlossenen Hotelzimmer erschossen aufgefunden. Zudem hatte Forsythe immer wieder verlauten lassen, sich das Leben zu nehmen, sollte er alles erreicht haben, was er sich wünsche. Die zweifelnde Mutter des Verlegers jedoch beauftragt Pinkerton mit der lückenlosen Aufklärung der Affäre. Zusammen mit ihrem skurrilen französischen Helfer Henri Ledoq ermitteln Turner und Beaumont offen und verdeckt und stoßen bald auf interessante Zusammenhänge. Besonders der Pariser Polizeipräfekt scheint eine besondere Rolle zu spielen und ein mißtrauisches Auge auf die Detektive geworfen zu haben. Im Laufe ihrer Ermittlungen machen Turner und Beaumont sogar die Bekanntschaft des freundlichen Poltergeistes Ernest Hemingway und sind Gäste im Salon von Gertrude Stein, der das Zentrum der Pariser Künstlerszene von Picasso bis Eric Satie bildet. Ein schöner Kunstgriff Satterthwaits macht diesen "historischen Kriminalroman" zu einem echten Lesegenuss. Jane Turner kommentiert das Geschehen ausschließlich in Briefen an ihre Freundin Evangeline, Phil Beaumonts Sichtweise ist die des Ich-Erzählers. Dem Leser werden dadurch zwei hinreißend unterschiedliche Perspektiven des Geschehens geboten. Ein weiterer großer Vorzug des Romans sind die überzeugenden und intelligenten Dialoge. Der Autor beweist ein weiteres Mal, dass er alle Kniffe dieses so überaus schwierigen Handwerks virtuos beherrscht. Niveauvolle Unterhaltung für Krimi-Genießer. --Ulrich Deurer Quelle:
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