Nein, nein, übertrieben ist in diesem Roman sicherlich nichts, erst recht nicht gemessen am wahren Politik-Leben, das ja bekanntlich haarsträubend kabarettreife Geschichten zu schreiben vermag. Da ist ein Politiker, Vorsitzender der Baukommission, da ist die Zeitung "Journal" und da ist eine Bundestagsabgeordnete, die nachrückt als der Vorsitzende der Baukommission vom Kirchturm springt. Selbstmord -- Mord -- Intrige mit tödlichem Ausgang? In der Berliner Polit-Szene rumort es, im tiefen Berliner Baugrund gärt es und zwischen Redaktionsstube und parlamentarischem Sitzungssaal geistern so manche Gerüchte und Geschichtchen. Bestandteile des dritten Romans der Kieler Krimi-Autorin: Erpressung, Korruption, Falschmeldungen, Schmiergelder, Unterstellungen, Betrug und natürlich Mord; na ja, eben all das, was zu einem richtigen Krimi gehört, der sich zwischen illustrer Medienwelt und um Seriosität bemühter Politkbühne abspielt -- und klar: Jeder will die Wahrheit herausfinden, eben "Nichts als die Wahrheit". Nur: Von dieser gibt es viele, die eigene, die der Anderen, die höhere, die absolute. Bis sich der Dschungel lichtet, ist es ein langer Weg, durch immer neue Geschichten und Verstrickungen. Lauter Erzählfäden, die sich wie Blätter einer Artischocke hübsch angeordnet um das eigentliche Handlungs-Herzstück schmiegen. Und da ist, nicht immer ganz übersichtlich bleibend, alles dabei: Abgeordnete, die schwul sind, eine Frau, die gegen Klischees kämpfen muss, ein Politiker als vermeintlicher Päderast, Rechtsradikale und die Berliner Vergangenheit, dazu natürlich zwei Tote und die eine oder andere Liebelei. Dies alles zu einem Erzählfaden zu weben ist in der Tat höchst mutig und leider stellenweise eben auch nicht ganz überzeugend. Dennoch: Die gut 300 Seiten, sprachlich unkompliziert, lesen sich flüssig weg und sind über Seiten hinweg auch durchaus fesselnd und richtig spannend. --Barbara Wegmann Quelle:
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