"Nur hĂ€tte er niemals nach Bosnien gehen dĂŒrfen." Ein junger Amerikaner, sozial engagiert und beseelt von dem Wunsch zu helfen, wird wĂ€hrend des Balkankrieges heimtĂŒckisch ermordet. Carl Dexter, ein eiskalter und einsamer Mann mit steiler Karriere soll helfen und den Tod des jungen Mannes rĂ€chen. 35 Millionen BĂŒcher hat Frederick Forsyth weltweit verkauft, Der Schakal oder Die Akte Odessa avancierten in kurzer Zeit zu Weltbestsellern. Was also eigentlich noch ĂŒber den neuen Roman sagen? Er ist erneut Spitzenklasse, hat Niveau, Background, ist auĂergewöhnlich gut recherchiert und ebenso auĂergewöhnlich breit angelegt. Da ist die Zeit des Vietnamkriegs: Dexter meldet sich freiwillig und wird gemeinsam mit einem Kameraden als "Dachs" und "Maulwurf" zur Legende in einer Sondereinheit fĂŒr mieseste Jobs. So geprĂ€gt und geformt, ist er nach der Entlassung als unerbittlicher Anwalt tĂ€tig. Das GefĂŒhl der Rache in ihm wĂ€chst wie ein KrebsgeschwĂŒr, erst recht, als seine Tochter ermordet wird. Schauplatzwechsel: der Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens, der Krieg auf dem Balkan, ein geflĂŒchteter Massenmörder in SĂŒdamerika. GroĂ sind die zeitlichen und lokalen SprĂŒnge, aber: Man kann sie getrost hinnehmen, findet stets zurĂŒck, verliert nie die Linie. Forsyth bleibt ein Autor, der die ZĂŒgel der Geschichte locker und entspannt hĂ€lt, aber niemals aus der Hand gibt. Fiktion, die einem so schaurig bekannt vorkommt, Geschichte, deren dunkelste Kapitel der letzten Jahrzehnte in einem Thriller verpackt sind, der rund um den Erdball fĂŒhrt. Die Spannung entwickelt sich dabei quĂ€lend langsam und auffĂ€llig sparsam dosiert. Das ist anfĂ€nglich nicht schlimm: Exkurse in HintergrĂŒnde des Vietnamkrieges wirken wie eine eingeschobene Geschichtsstunde. Umso effektvoller dann jene Stellen, an denen sich die fĂŒr Forsyth typische Hochspannung zeigt, FĂ€den, Menschen und Geschehnisse zusammengefĂŒhrt werden, die anfangs so weit auseinander liegen. --Barbara Wegmann Quelle:
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