Eine Frau, die ermordet in den Straßen von San Francisco gefunden wird: Eigentlich sollte dies für den Polizisten Abe Glitsky ein 08/15-Fall sein. Doch das Opfer, die ehrgeizige Anwältin Elaine Wager, war Glitskys uneheliche Tochter. Kein Wunder, dass er den einzigen Verdächtigen -- einen Junkie, der die Tote gerade ausrauben wollte -- nicht gerade mit Samthandschuhen anfasst und sein Geständnis mit brutalen Methoden erzwingt. Bezirksstaatsanwältin Sharron Pratt kommt der geständige Mörder ganz gelegen, um ihre kompromisslose Härte gegenüber Verbrechern zu beweisen und so Wählerstimmen zu fangen: Sie fordert die Todesstrafe für den Junkie. Auch wenn -- oder vielleicht weil -- alles gegen den Angeklagten spricht, übernimmt Glitskys Freund Dismas Hardy die Verteidigung. Und schon bald hat er selbst Glitsky davon überzeugt, dass Elaine nicht das zufällige Opfer eines Raubmordes wurde, sondern gezielt zum Schweigen gebracht wurde. Fans des kalifornischen Bestseller-Autoren John T. Lescroart haben sich sicher auf ein Wiedersehen mit seinem unkonventionellen Helden Dismas Hardy und dem brummigen Polizisten Abe Glitsky gefreut. Immerhin: Jura-Studenten kann die Lektüre von Die Anhörung eine Vorlesung in amerikanischem Recht ersparen. Doch wer sich nicht brennend für die politischen Hintergründe der US-Justiz interessiert, wird an dem detailüberladenen Gerichtsroman wenig Freude haben. Denn die Kriminalstory selbst ist diesmal zu simpel, um 526 Seiten zu füllen. Wer die Bösen sind, ist nach dem ersten Drittel klar, und weder die Suche nach den nötigen Indizien noch Glitskys und Hardys private Problemchen sind packend genug, um den Leser während der restlichen zwei Drittel bei der Stange zu halten. Schade -- von John T. Lescroart sind wir bisher mit Besserem verwöhnt worden. --Beate Strobel Quelle:
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