Es ist schon eine besonders dreckige Art von Mord, wenn ein Polizeibeamter einen Anwalt niederstreckt, der bekannt dafür ist, dass er immer wieder gerade Beamte vor die Schranken des Gerichts zerrt. Und dann sollen Polizeibeamte diesen Mord aufklären. Klar. Wer sonst? Aber gegen Kollegen ermitteln -- und das auch noch mit dem Gefühl, dass es dieser Anwalt nicht anders verdient hat? Michael Connelly hat in seinem neuen Krimi Schwarze Engel gleich ein ganzes Arsenal von Abgründen zusammengetragen. In jeden einzelnen kann sein Held der Geschichte, Detective Bosch, hinabstürzen. Spannende Unterhaltung ist das, was der Autor hier bietet. Und eine lehrreiche dazu. Der Autor ist Amerikaner, das vorliegende Buch eine gut gemachte Übersetzung. Weil das so ist, kann der Leser eine Menge lernen über die Art, wie das amerikanische Polizeiwesen funktioniert. Connelly verrät die Liebe zum Detail, wenn er beschreibt, wie peinlich die Beamten darauf bedacht sind, eine körperliche Berührung mit der weiblichen Kollegin zu vermeiden -- auch dann, wenn es räumlich eng wird. Amerika, von vielen immer noch gerühmt als das Land der großen Freiheit, entpuppt sich als ein Land voll von juristischen Zwängen, Anforderungen an das, was als "Political correctness" die Runde macht, verdecktem Rassenhass und einigem mehr. Connelly zeigt, wahrscheinlich ohne das ausdrücklich zu intendieren, das Bild vom anderen Amerika. Seine glänzende Geschichte hat in der deutschen Übersetzung nur einen Nachteil: Abkürzungen für verschiedene Polizeitruppen und Dienststellen gehören sofort erklärt und nicht erst Seiten später. Vielleicht wird das in einer späteren Auflage vom Verlag noch nachgeholt und verbessert. --Corinna S. Heyn Quelle:
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