Mundgeruch und Frauen, die nach Kohl riechen, mag er nicht. Sex im Hotel schon eher. Das erste Paket der rund 1.000 seitigen Zadek-Autobiografie ist Zumutung und Fundgrube zugleich. Zwischen den Proben, im Hotel und während "zwei Wochen Italien" wurde kräftig aufgezeichnet und nachträglich in Knochenarbeit Satz für Satz entwickelt. Diese Knochenarbeit muss beim Lektorieren dann doch irgendwann ins Gebälk geschlagen haben. Anstelle einer clever verdichteten Zusammenstellung ist daraus eher eine Talkshow geworden. Dennoch sind die Lebensstationen des Theatermachers unbedingt lesenswert. Trotz des Kantinentons ist My Way von genau der humorvollen Art, mit der Zadek auch das Nachkriegstheater veränderte. Schon sein erster Theaterauftritt als Kapitän Hook in Peter Pan, der im Eklat endete, war nicht ohne Ironie. Als in der Premiere das Krokodil auf die Bühne kam, um Hook zu fressen, verweigerte sich der junge Zadek. Die Aufführung platzte. Dem "180 prozentig anglizierten" deutsch-jüdischen Emigranten aus London ist bei seinen späteren Angriffen auf den drögen Ernst und die gefällige Heiterkeit deutschen Kunsttheaters immer die Position des Außenseiters geblieben, die ihm aber nicht unbedingt unangenehm war. Eines Außenseiters, dem der Mensch in seinen Beziehungen zu seinen "Mitspielern" immer zu interessant erschienen war, als er sich auf Seiten der Ideologie hätte schlagen mögen. (Die Vorwürfe des Kollektivs, sind in der umfangreichen Materialsammlung nachzulesen). My Way ist eine Sammlung "toller" Zumutungen, legendärer und vergessener Skandale sowie die Dokumentation über einen Menschen, der die Widerstände genutzt hat -- arbeitete er doch am liebsten in einer toleranten Diktatur. Eigentlich wollte er im Theater immer Familien gründen. Dass es damit -- nicht nur mit Heiner Müller -- nicht immer so leicht ist, davon erzählt My Way meisterhaft. --Marcus Welsch Quelle:
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