100.000 folgten seinem Aufruf und schickten dem Künstler HA Schult "glühende Liebespost" ins Haus. Er machte daraus das "Denkmal der Gefühle", das in Berlin als "größte Liebesskulptur der Welt" bewundert werden konnte. 50.000 der fleißigen Schreiber sind in diesem flexiblen Band alphabetisch aufgeführt. Auf 1.000 Seiten werden 1.000 Briefe vorgestellt. Ein quirlig-buntes, dickes Buch, randvoll mit Liebeserklärungen. Geschrieben von "kleinen Ungeheuern", von Mama, Papa, "Knubbelnäschen", von Alfred und von Suleman. Von Petra an Michael und vom "Schneehäschen" an ihren "kleinen Spinner". Es gibt Gedichtetes, Gemaltes, Geklebtes. Liebeserklärungen an Miltenberg und Australien. An die Natur, an Speiseeis, an einen Pulli, an Autos, an Engel, an den Geliebten, den es erst noch zu treffen gilt. Russisch, Japanisch, Arabisch, in allen möglichen Sprachen. In krakeliger Kinderschrift und in fein geschwungenen Lettern ist hier zu lesen, warum David Sandra liebt und Mami Noah lieb hat. Die Ausgestaltungen der Briefe sind genauso fantasievoll wie ihr Inhalt. Da werden für den Geliebten Sonnenkleckse gezeichnet; da wird eine ganze Seite mit "Ich liebe dich" voll geschrieben und -- doppelt hält besser -- in Schwarz darüber noch eine ausführliche Liebeserklärung hinzugefügt. Die Beteuerungen stehen auf einfachem Rechenkaro, auf rosenbestreutem Briefpapier, auf roten, gelben, kunterbunten Blättern. Es sind Liebesbriefe an die Verflossene, leidenschaftliche, schüchterne, lustige und traurige Erklärungen, warum wer wen oder was lieb hat. Ein anrührendes Kaleidoskop glühender Herzen. Allein schon die Fülle an Handschriften und Aufmachungen ist ein ästhetischer Genuss. Und der Inhalt erzählt beredt von uns und unserem Umgang mit anderen. --Anne Hauschild Quelle:
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