"Alle Personen, Begebenheiten und die Stadt entsprechen so exakt der RealitĂ€t", schreibt der Autor zu Beginn von Henningstadt. Im Mittelpunkt des Romans steht Henning, dessen Geschichte von Tete erzĂ€hlt wird. Eine Geschichte, die zugleich aus Hennings und Tetes Leben erzĂ€hlen soll und in gewisser Weise zeitlos ist: Die Story eines 17-jĂ€hrigen Jungen auf der Suche und Entdeckung seiner (sexuellen) IdentitĂ€t. Henningstadt ist eine Kleinstadt in der Provinz und seit dem Erscheinen des Buches gibt es eine gleichnamige Internetadresse, die fĂŒr den Leser im Museum der Dinge delikate Details aus Hennings Leben bietet. Ansonsten verhĂ€lt es sich eher so wie mit der Historie der Stadt: "Wie viele StĂ€dte hat Henningstadt eine sehr interessante Geschichte!" Nichts wirklich Neues also: Henning ist irgendwie in eine Klassenkameradin verliebt, holt sich in seiner Fantasie auf MĂ€nnern einen runter und genieĂt seine Freiheiten, wĂ€hrend seine Eltern im Urlaub sind. Der Hauptstrang der Story ist im Groben schnell erzĂ€hlt: Henning stöĂt auf einen Flyer der SIH (Schwule Initiative Henningstadt), geht hin und verliebt sich in Steffen. NatĂŒrlich hat Steffen ein Eigenleben, ist Mitte 30, lĂ€sst sich aber auf ein tĂȘte-Ă -tĂȘte mit Henning ein. Letzterer hat sein Coming-out und Steffen flĂŒchtet aus persönlichen GrĂŒnden Hals ĂŒber Kopf nach Berlin zu seiner alten Freundin Tete. Henning zögert nicht lang und fĂ€hrt mit dem Zug hinterher. Dort lernt er Tete und auch das schwule GroĂstadtleben kennen. Henning und Steffen kehren nach Henningstadt zurĂŒck, wo es am Ende zu einer Art MĂ©nage Ă trois kommt. Henningstadt erzĂ€hlt eine Geschichte, die nicht wirklich neu ist und doch hebt sich Marcus BrĂŒhl durch seine direkte ErzĂ€hlart, seine jugendnahe Sprache und an mancher Stelle durch seinen Einfallsreichtum hervor. Eine kleine Kritik zum Schluss: Dass der Autor als Verfasser die Geschichte selbst bestimmt, ist auch jungen Lesern bewusst. Die Schilderungen ĂŒber die Omnipotenz des Autors haben mich als einziges im Lesefluss durch die 94 Kapitel aufgehalten. --Mathias Mahler Quelle:
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