"Die Augen sind der Spiegel der Seele", sagt Pater Orduna zu Beginn von Antonio Munoz Molinas grandiosem neuen Roman zu seinem Besucher, dessen Lehrer er vor mehr als vier Jahrzehnten gewesen war. Der Besucher ist Inspektor der Kriminalpolizei und ermittelt im Fall der jungen Fatima, die inmitten eines kleinen Pinienwäldchens am Rande der Kleinstadt missbraucht und erwürgt gefunden wurde. Er wird fanatisch nach den Augen des Mörders suchen, in Bars, auf der Straße, in Geschäften, überzeugt davon, ihn unfehlbar zu erkennen, sollte er ihm begegnen. Die Fahndung wird zum einzigen Lebensinhalt. Haare des Täters wurden am Tatort gefunden, ebenso Fingerabdrücke, Speichel und Blut, eine bestimmte Zigarettenmarke scheint er zu bevorzugen, doch vom Gesicht des Mörders kann nicht einmal ein Phantombild entworfen werden. Einzig Susana, Fatimas Lehrerin, scheint Vertrauen zu der Arbeit des Polizisten zu fassen, der erst vor kurzem aus dem Baskenland in die südliche Stadt versetzt wurde. Dann meldet sich plötzlich jede Woche bei den verzweifelten Eltern des Opfers ein Mann, der nur das Wort "Fatima" in den Hörer spricht und dann auflegt. Die Augen eines Mörders ist eine der ganz wichtigen Neuerscheinungen der letzten Jahre. Große Charakterstudien, die man in dieser Radikalität und Intensität schon lange nicht mehr lesen konnte, machen den Roman zu einem großen Ereignis. Spannung wird nicht über eine aktionsreiche Handlung aufgebaut, sondern durch Analysen des Innenlebens von Täter und Ermittler. Der Autor verzichtet gänzlich darauf, dem Leser Halt in Form eines positven Helden zu bieten. Keine Figur des Roman kann als Sympathieträger dienen. Ein Roman ohne Trost und mit wenig Hoffnung, kritisch gegenüber den Entwicklungen der modernen Gesellschaft, dem eine Atmosphäre permanenten Unbehagens und tiefer Skepsis innnewohnt. "...der wohl interessanteste Autor seiner Generation" urteilte die Süddeutsche Zeitung. Sie hat alles andere als übertrieben. Ein großer Autor -- ein großartiger Roman! --Ulrich Deurer Quelle:
|