Es geht um das ganz große Ding -- und zwar gleich zwei Mal: Die reichsten Männer der USA fragen sich bei ihrem Jahrestreffen, warum sie den nächsten Präsidenten nicht einfach „aus unserer Mitte bestimmen sollten“. Denn schließlich „machen die Märkte die Politik. Und wir dominieren die Märkte.“ Doch die machtgeilen Milliardäre haben die Rechnung ohne Eve gemacht... Die kommandiert zusammen mit dem Ex-Milliardär und Börsen-Opfer Bob eine bunte Kidnapper-Truppe und will mit den schwer reichen Geiseln abkassieren. Als Ablenkungsmanöver stellt man zunächst politische Forderungen wie einen Schuldenerlass für die Dritte Welt, verlangt dann eine Milliarde Lösegeld -- und führt bei alldem etwas ganz anderes im Schilde. Auch auf der anderen Seite gibt es ein Geflecht aus unterschiedlichen Interessen und Begehrlichkeiten: Als bekannt wird, dass der „Maschinenraum des Kapitalismus“ in der Hand von Kriminellen ist, stürzen die Aktienkurse ab -- und davon ist Polizeichef Zander genauso betroffen wie die Fernsehreporterin Milliano, die bereits an einem Buch über den Fall arbeitet. Kerr baut diese Konstellationen in aller Ruhe auf, lässt die Figuren ausführlich über „Marktfundamentalismus“ reden und darüber, dass „Geld zu haben ein Fulltimejob“ ist. Eve mutiert von der Durchschnittsfrau zu einem weiblichen James Bond, der sich aus jeder Zwickmühle mit irgendeinem Trick 17 befreit -- beeindruckend und leider etwas berechenbar. Ein routiniert geschriebener Roman mit ein paar merkwürdigen Aussetzern beim Übersetzer („Sie retirierte langsam flurabwärts.“). Kein Buch für Leute, die bei „Bullenmarkt“ an eine Viehschau denken. Kaufempfehlung für Krimi-Freunde, denen ein gepflegter Plot und zeitkritische Beigaben über Action und Suspense gehen. --Patrick Fischer Quelle:
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