Rufus Beck hatte sich schon mit Hörbüchern zu Wilhelm Busch, James Krüss und Michael Ende einen Namen gemacht, bevor er schließlich zu der Stimme von Harry Potter avancierte (und nebenbei den Preis für das Hörbuch des Jahres 2000 gewann). Fortan bezauberte Beck mit seinen Lesungen jung und alt -- nicht zuletzt mit dem fulminanten Erzählmarathon Reise um die Erde in achtzig Tagen, in dem er uns in über sieben abenteuerlichen Stunden mit dem englischen Exzentriker Phileas Fogg und seinem Diener Passepartout in Jules Vernes Romanklassiker von 1872 um die Erde fahren ließ. Und auch die in der Lesefassung noch längeren -- und schreiend komischen -- Stadtgeschichten von Armistead Maupin ("Müll ist sehr aussagekräftig. Tarotkarten sind ein Dreck dagegen") meistert Beck ohne nennenswerte sprachliche Mühen. Die Erlebnisse der 25-jährigen Mary Ann Singleton, die aus Cleveland nach San Francisco zieht, um sich aus den Fängen ihrer Mutter und aus ihrem langweiligen Sekretärinnendasein zu befreien, sind ja als Buch schon brillant. In der Hörfassung des Heyne-Verlags aber gewinnen die Erzählungen noch an skurrilem Witz und teils melancholischem Charme. Denn Maupins durchgeknallte Esoterikerinnen, schwule Gourmets, dumme Machos und verklemmte Mittzwanziger werden von Beck nicht mehr einfach nur gelesen, sondern modulierend regelrecht vorgespielt. Nur den schwitzigen rotgesichtigen Mann um die 50 nimmt man ihm in dem ganzen Großstadtwirrwarr an Personen nicht ganz ab. Aber das ist auch schon alles, was es zu bemängeln gibt. Kurzum: Auch mit den Stadtgeschichten beweist Beck einmal mehr, dass er seinen Ruf als Deutschlands größtes Vorlesetalent mehr als verdient. Neben dem Gottvater des Genres Harry Rowohlt gebührt ihm im Erzählerhimmel wohl Platz zwei. --Thomas Köster 7 CDs, Spieldauer: 490 Minuten. Quelle:
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