Eigentlich ist sie gar nicht zu dick, findet Herbert Roßmüller. Er ist Klassenkamerad von Angelika: Geri, wie ihr Vater sie nennt. Und trotzdem sorgt er dafür, dass Geli als „fettes Schwein“ und „Fettschwarte“ in der Klasse permanent hochgenommen wird. Roßmüller ist eifersüchtig, weil selbst seine Mutter Angelika als Kind süßer findet als ihn selbst -- und sie immer wieder bei allem (vor allem beim Essen) als Vorbild nimmt. Die Hänseleien setzen sich in Angelika fest: so fest, dass sie froh ist, als Bruno sich in sie verliebt und sie zu nehmen scheint, wie sie in ihren eigenen Augen zu sein scheint. Da stören Angelika auch Brunos zahlreiche Seitensprünge nicht. Zumindest solange nicht, bis diese ein Gesicht bekommen. Und kurz darauf ist Bruno tot ... Für Seine große Liebe arbeitet die psychologisch grandiose deutsche Bestseller-Autorin Petra Hammesfahr mit einem raffinierten Trick. Sie tut nämlich so, als lasse sie ihre Heldin in ein Tonbandgerät frei von der Leber weg sprechen (wer hat so etwas im Zeitalter der CD-Player heute noch? -- Egal!). Eingestreut werden Kommentare Roßmüllers, der angibt, zu Gelis Äußerungen nichts hinzugefügt zu haben. Das schwierige Unterfangen -- bis zu Ende konsequent durchgeführt -- zahlt sich mehr als aus. Denn es macht Seine große Liebe nicht nur zu einer quasi „hautnahen“ Lektüre, sondern auch zu einem Thriller, der dem bereits arg gebeutelten Genre durchaus neue Züge abgewinnen kann. Alles in allem ist Seine große Liebe ein tolles Buch geworden, bei dem man sich fragt, warum es -- als eine Neufassung von Brunos große Liebe -- nicht abermals im Hardcover-Programm des Rowohlt Verlages erscheint, sondern nur als Taschenbuch. Nochmals egal: Der Leser wird es dem Verlag mehr als danken. Denn Seine große Liebe ist beste Krimiliteratur. Unbedingt lesen! --Isa Gerck Quelle:
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