"Am Anfang war Napoleon", zitiert Volker Ullrich treffend den Beginn von Thomas Nipperdeys dreibändiger Studie über die Deutsche Geschichte von 1800 bis 1819. Und weiter: "Die Geschichte der Deutschen, ihr Leben und ihre Erfahrungen in den ersten eineinhalb Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, in denen die ersten Grundlagen eines modernen Deutschland gelegt worden sind, steht unter seinem überwältigenden Einfluss." – Nicht nur Deutschland, ganz Europa hat Napoleon Bonaparte neu geordnet, dabei den Bogen freilich am Ende reichlich überspannt. Friedrich von Gentz notierte schon 1801: "Es ist nicht genug zu sagen, dass Frankreich durch seine Eroberungen auf allen Seiten seine Grenzen erweitert. Die Wahrheit ist, dass Frankreich in seiner jetzigen Lage eigentlich gar keine Grenzen mehr kennt." Keine Grenzen kannte vor allem Napoleon selbst, der in seinem Leben jeden Widerstand brach, auf den sein Streben, ganz gleich welches, traf. Volker Ullrich hat dem kleinwüchsigen, großmannssüchtigen Korsen eine kleine aber glänzende Biographie gewidmet, die zu lesen die Lektüre manch dicken Wälzers zu ersetzen vermag. Ullrich befindet sich mit seiner Darstellung voll und ganz auf der Höhe der historisch-biografischen Napoleonforschung, deren wichtigsten Publikationen samt ihrer Stärken und Schwächen er in der Einleitung in prägnanter Kürze Revue passieren lässt. Von Napoleons früher Jugend und die Zeit seiner Militärausbildung, über den allmählich-stetigen "Aufstieg mit Fortune" auf den Kaiserthron, seinen Fall, Wiederaufstieg und endgültigen Untergang bis zum "Martyrium auf Sankt Helena" führt uns der Autor souverän durch das bewegte napoleonische Leben und die mit diesem verbundene, nicht minder bewegte französische und europäische Geschichte. Eine kluge Auswahl von Abbildungen sowie Anmerkungsapparat, Zeittafel, Namensregister und die umfangreiche, sorgsam erstellte und thematisch gegliederte Bibliographie runden den Band gelungen ab. -- Andreas Vierecke Quelle:
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