Ein Übersetzer Slavoj Zizeks bekannte einmal, dass es ihm öfter so schiene als habe er das neue Werk schon längst übersetzt; doch immer stellte sich heraus, nein, es war schon der aktuelle Schmöker, den er bearbeitete. Ähnlich ergeht es auch dem Leser. Vieles von dem, was man jetzt in Die Tücke des Subjekts liest, konnte man so schon 1998 in Das Unbehagen im Subjekt finden, den gespenstischen Anfang eingeschlossen. Mit der Überführung des Themas vom Passagen- zum Suhrkamp-Verlag hat sich der Umfang freilich von 198 auf 548 Seiten gesteigert. Die Argumentation ist entsprechend komplexer und dichter geworden. Es hat seinen guten Grund, dass Slavoj Zizek den Einstieg in seine letzten philosophischen Überlegungen analog zum Beginn des kommunistischen Manifestes anlegt. Der Star einer post-lacanschen Linken fordert, das ist seine erklärte Absicht, erneut den Primat der Politik über die Wirtschaft. Zizek möchte wieder von politischer Ökonomie sprechen. Da heißt es von Marx nicht schweigen. Und so liest man nun in Die Tücke des Subjekts: "Ein Gespenst geht um in der westlichen Wissenschaft... das Gespenst des cartesianischen Subjekts." Alle, von den Obskurantisten des New Age angefangen, über die habermasianischen Kommunikationstheoretiker, die Fundamentalökologen bis hin zu den Feministinnen und Gendertheoretikerinnen, haben sich gegen das Subjekt verschworen, das sich als denkend machtvoll in der Geschichte für existent erklärt, für handlungs- und erkenntnisfähig. Daher müssen ihm die Disziplinen sämtliche Übel der modernen Welt zurechnen und können nicht umhin, sich für seine Überwindung in einer besseren Postmoderne zu begeistern. In der Postmoderne allerdings, formuliert sich nach Zizek nun genau das Zeitgeistdenken, das dem ökonomischen Kalkül ohne weiteres den Vorrang vor der politischen Ökonomie einräumt. Gegen diesen Trend möchte Zizek das cartesianische Cogito wieder ermächtigen; dessen vergessene, widerständige Rückseite in Anschlag bringen, die sich für den Lacanianer im exzessiven, und damit authentischen Kern des Subjekts zeigt. --Brigitte Werneburg Quelle:
|