Experten auf einem bestimmten Gebiet beraten und kontrollieren angehende Experten -- zum Zweck der Qualitätssicherung: Das ist der Grundgedanke dessen, was man heutzutage neumodisch Supervision nennt. Als Erfinder der Supervision kann der Arzt Michael Balint gelten. Er bemängelte Ende der 60er-Jahre, dass Ärzte zu viele "automatische Verhaltensweisen" zeigten, die sie nicht kritisch zu reflektieren bereit waren. Und deshalb stellte er gegenüber seinen Kollegen die Forderung auf: mehr Kontrolle und mehr Selbstreflexion! Seither hat es einen regelrechten Boom auf dem Gebiet der Supervision gegeben. Insbesondere in der Ausbildung von Psychotherapeuten und bei der Schulung von Führungskräften haben Supervisoren mittlerweile ihren festen Platz. "Gute Supervisoren mögen Paradoxien, halten Spannungen zwischen Polen aus und fördern dialogische Prozesse." Kornelia Rappe-Giesecke versucht in ihrem Lehrbuch Supervision für Gruppen und Teams zu ermitteln, was einen idealen Supervisor ausmacht. Er müsse, so Rappe-Giesecke, die Fähigkeit besitzen, "Gedanken in der Schwebe zu halten", das "eigene Denken und Fühlen zur Verfügung zu stellen" und "Raum für Dialoge schaffen". Die Sprache von Rappe-Giesecke ist mitunter etwas sperrig: Anglizismen wie "Voicing" oder "Container" werden mit soziologischen Fachtermini kombiniert. Die Autorin spannt einen weiten Bogen von der Psychoanalyse bis hin zur modernen Kommunikationswissenschaft, um ihr Konstrukt Supervision theoretisch zu fundieren -- und so eignet sich dieses Buch vor allem für jene Leser, die über einen hohen Wissensstand auf diesen Forschungsfeldern verfügen. --Nikolas Westerhoff Quelle:
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