Dennis Lehane als einen talentierten Newcomer zu bezeichnen käme mittlerweile einer Beleidigung gleich. Der Autor hat sich mit seinen Romanen um das Detektiv-Duo Angela Gennaro und Patrick Kenzie schnell in die allererste Garde der amerikanischen Krimi-Autoren geschrieben. Desillusioniert und dennoch unwiderstehlich engagiert in Sachen Moral und Gerechtigkeit agieren Gennaro und Kenzie auch in ihrem neuen Fall. Die 4-jährige Amanda verschwindet spurlos, während sich ihre Mutter für ein paar Stunden bei einer Freundin nebenan aufhält und die Haustür nicht abschließt. Nicht etwa Helene McCready, die Mutter, versucht die Detektive zu engagieren, sondern deren Bruder und dessen resolute Ehefrau. Der Fall hat bereits eine große Presse und eine Legion von Polizisten ist auf der Suche nach Amanda. Zunächst weigern sich die Detektive den Fall zu übernehmen. Doch schließlich kapitulieren sie vor der Hartnäckigkeit von Beatrice McCready und dem quälenden Gedanken an das verschwundene Mädchen. Sie übernehmen einen Fall, der sie abermals in den Strudel von Gewalt und Grauen reißen wird, dem sie sich nie wieder stellen wollten. Auch ihre Beziehung wird auf eine harte Belastungsprobe gestellt. Dennis Lehane wählt in der Konstruktion seiner Stories niemals die geradlinige Variante. Im Gegenteil: mit fortschreitender Handlung verwirren sich Dinge, die klar erschienen. Die Fälle seiner Helden bleiben auch nach ihrer Aufklärung beunruhigend unklar, Gennaro und Kenzie halten lose Fäden in den Händen, die sie nicht in Zusammenhang bringen können. Mit anderen Worten -- Lehane bemüht sich um die Nachbildung der Realität. Er tut dies auf eine konsequente und unbequeme Weise, die schier unerträgliche Spannung bis zum letzten Satz garantiert und den Leser auch zum Schluss nicht in die übliche Beruhigung entlässt. --Ulrich Deurer Quelle:
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