Einen handfesten Skandal hat Woody Allens Privatleben eigentlich nur ein einziges Mal geliefert: Als seine Liaison mit der Stieftochter Soon-Yi zur Trennung von Ehefrau Mia Farrow führte, ging die Scheidungsschlammschlacht durch alle Boulevardblätter. Ansonsten aber war es um den intellektuellen Filmemacher aus Manhattan eher ruhig. Das soll aber nicht bedeuten, dass eine Biografie Woody Allens langweilig wäre. Im Gegenteil, dies ist die Lebensgeschichte eines gerade deshalb interessanten Menschen, weil er sich nicht ständig vermarktet hat, sondern ohne falsche Rücksichten sehr persönliche Filme drehte. Wie Allens Privatleben vor und während seiner Karriere aussah beschreibt Marion Meade in Ein Leben gegen alle Regeln. Das im Stil einer traditionellen Biografie angelegte Buch beschreibt ausführlich Allens Werdegang und die Personen, die darin eine Rolle spielten. Fast schon zu ausführlich kann man jedoch anmerken, das Buchstudium ist etwas zäh. Und das obwohl Meade großes Gewicht auf Tratsch, Klatsch und Skandälchen legt. Des Öfteren nutzt sie "vertrauliche Quellen", etwa um Mia Farrows Verhalten im Sorgerechtsstreit zu skizzieren. Aber mit solchen Quellen ist es halt so eine Sache -- man glaubt sie oder man glaubt sie nicht. Im Vergleich zum nahezu zeitgleich erschienenen Stephan Reimertz-Band Woody Allen. Eine Biographie wirkt Meades Buch jedenfalls reißerischer, soweit dieser Begriff überhaupt zu Woody Allen passt. Ein nachteiliger Eindruck, den so manches Paparazzi-Foto im Bildteil noch unterstützt. Meades Band ist zwar inhaltlich umfassender als Reimertz' Konkurrenzbiografie, besser ist sie deswegen aber nicht. Reizvoll dürfte das Meade-Buch vornehmlich für jene sein, die mehr der Privatmann denn der Filmemacher Allen interessiert. --Joachim Hohwieler Quelle:
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