Es ist nicht das erste und es wird ganz sicher nicht das letzte Buch von Isabel Allende sein, das einen solch beeindruckenden Reichtum an Geschichten und Familienverzweigungen aufweist, so schillernd, vielseitig und detailliert gesellschaftliche und politische VerhĂ€ltnisse einer Epoche schildert. "Der Prozess des Schreibens ist ein Fest," sagt sie, "und ich bin immer traurig, wenn es zu Ende ist." Was fĂŒr ein Fest! Aurora wĂ€chst in San Francisco im Haus ihrer energischen, zĂ€hen, resoluten und mit Witz gesegneten GroĂmutter Paulina del Valle auf, einer Unternehmerin aus der Zeit der zweiten HĂ€lfte des 19. Jahrhunderts mit einer fĂŒr damalige VerhĂ€ltnisse eher unziemlich feinen Nase fĂŒr gute GeschĂ€fte. Das Geheimnis erster Kindheitsjahre zu erforschen bleibt bis zum Schluss des Buches Auroras Lebensaufgabe -- spannend, anrĂŒhrend und sehr empfindsam geschrieben. "Die Geschichte ist lang und beginnt weit vor meiner Geburt, es braucht Geduld, sie zu erzĂ€hlen, und noch mehr Geduld, ihr zuzuhören", so warnt die Ich-ErzĂ€hlerin. Keine Bange: Das Buch entfĂŒhrt mit höchst talentierter Handschrift fĂŒr farbige Momentaufnahmen schnell in das Dreieck Kalifornien, Europa, Chile. Es lĂ€sst politische Extreme und Konflikte, das Aufeinanderprallen von kultureller Vielfalt und bestehender Konventionen zum lebendigen Hintergrund fĂŒr die gewaltige Stammbaum-Geschichte werden, deren Wurzeln immer wieder in Chile zusammenlaufen. Sicher ein StĂŒck allendeschen Herzens, denn als ihr Onkel Salvadore Allende beim MilitĂ€rputsch 1973 ums Leben kam, musste sie das Land verlassen und lebt heute in Kalifornien. Auch ihrem Ruf als feministische Schriftstellerin macht Isabel Allende erneut alle Ehre: KĂ€mpferisch sind sie, ihre Frauengestalten, einsatz- und opferbereit. "Die Frauen sollten lieber die Suppe umrĂŒhren, statt Gedichte zu schreiben." Weit gefehlt! Im Clan der del Valle haben die Frauen RĂŒckgrat und Courage. "In Auroras Geschichte," so schreibt Isabel Allende, "sehe ich den Weg so vieler junger Frauen auch von heute wie in einem groĂen Spiegel." --Barbara Wegmann Quelle:
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